Paul-Löbe-Haus

Der Motor der Republik

Blick in die Halle des in moderner, heller Architektur errichtete Paul-Löbe-Haus

Blick in die Halle des Paul-Löbe-Hauses (© DBT/Axel Hartmann Fotografie)

Nur wenige Meter vom Reichstagsgebäude entfernt liegt das Paul-Löbe-Haus, benannt nach dem letzten demokratischen Reichstagspräsidenten der Weimarer Republik. Das von Architekt Stephan Braunfels entworfene Gebäude gehört zusammen mit dem Bundeskanzleramt und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus zum sogenannten „Band des Bundes“, das die beiden früher durch die Mauer getrennten Teile der Hauptstadt über die Spree hinweg verbindet. 

Bestimmt ist der rund 200 Meter lange und 102 Meter breite, achtgeschossige Neubau mit seinen jeweils fünf markanten Seitenkämmen und den acht charakteristischen gläsernen Zylindern vor allem für drei Arbeitsbereiche des Deutschen Bundestages: die Ausschüsse, die Öffentlichkeitsarbeit und die zentrale Besucherbetreuung. 

Einblicke und Ausblicke

Die Transparenz des Hauses beginnt bereits am Haupteingang, der auf der Westseite liegt. Die riesige Fläche ist verglast und spiegelt das gegenüberliegende Kanzleramt wider. Transparenz kennzeichnet auch die Seitenfassaden, die durch jeweils fünf Seitenflügel mit dazwischen liegenden Lichthöfen strukturiert werden. Mit ihren verglasten Seitenwänden stehen sie im Kontrast zu dem grauen Sichtbeton der Außenmauern. 

Da sowohl die Büros der Abgeordneten als auch die Sekretariate und die Sitzungssäle der Ausschüsse auf die Lichthöfe führen, haben nicht nur die Parlamentarier eine gute Aussicht, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger von außen eine gute Einsicht in die Arbeit der Volksvertreter. 

Freier Blick von West nach Ost

Auch im Inneren des Hauses mit seinen rund 1000 Büros und mehr als 20 Sitzungssälen herrschen Transparenz und weitgehende Offenheit. Das ist vor allem der riesigen Halle mit ihrem glasgedeckten Rasterdach zu verdanken, die den Gebäudekomplex von West nach Ost durchzieht. Dort können die Blicke durch den gesamten Komplex schweifen, hinauf zu den acht offenen Stockwerken mit ihren seitlichen Laufgängen und den relingartigen Geländern, zu den Zuschauergalerien, den die Halle überquerenden Brücken und den 16 gläsernen Fahrstühlen. 

Im Westen und Osten öffnen sich große Glasfassaden. Auf der einen Seite bietet sich ein Blick auf das Kanzleramt. Auf der anderen, jenseits der Spree, auf die gläserne Bibliothek des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, das über eine zweigeschossige Fußgängerbrücke mit dem Paul-Löbe-Haus verbunden ist. 

Paul Löbe (1875 bis 1967)

Benannt ist das Haus nach dem letzten demokratischen Reichstagspräsidenten der Weimarer Republik. Paul Löbe wurde am 14. Dezember 1875 im schlesischen Liegnitz geboren. 1893 trat er der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei und wurde 1904 in die Stadtverordnetenversammlung in Breslau gewählt. 1919 war er Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung.

Porträtfoto von Paul Löbe
Porträtfoto von Paul Löbe

Der Sozialdemokrat Paul Löbe wirkte als Mitglied der Verfassungsgebenden Nationalversammlung an der Weimarer Verfassung mit. (© picture-alliance / dpa | Giehr)

Im Jahre 1920 wurde Paul Löbe zum Präsidenten des Reichstages gewählt. Nach 1945 beteiligte er sich am Wiederaufbau der SPD und wirkte 1948/49 als einer der acht Berliner Abgeordneten im Parlamentarischen Rat an einigen der konstitutiven Artikel des Grundgesetzes mit. Am 7. September 1949 eröffnete er als Alterspräsident die erste Sitzung des 1. Deutschen Bundestages.