Ein Haus aus acht Häusern

Brücke im Jakob-Kaiser-Haus (© DBT/Axel Hartmann)
Das Jakob-Kaiser-Haus ist der größte Parlamentsneubau. Er liegt neben dem Reichstagsgebäude und ist mit diesem über einen unterirdischen Gang verbunden. Der Gebäudekomplex besteht aus acht Häusern und integriert das Reichstagspräsidentenpalais. Fünf Architektenteams waren an der Planung beteiligt, im Jahr 2002 wurde das Jakob-Kaiser-Haus fertiggestellt. Trotz Verschiedenartigkeit und Vielschichtigkeit im Äußeren, trotz Vereinzelung und Separierung im Inneren, stellt es heute eine funktionsfähige Arbeitseinheit dar.
Fünf Teams – ein Grundkonzept
Das Reichstagspräsidentenpalais wurde zuerst wieder hergerichtet und war zwei Jahre vor den anderen Häusern fertig. Der Architekt schloss es jedoch von Anfang an architektonisch wie funktionell an die später entstehende Bebauung an.
Aus den Vorgaben des Bundestages entwickelten vor allem die übrigen vier Architektenteams mehrere Masterpläne, die einem Grundkonzept folgten: Zwei längere Riegel greifen beiderseits der Dorotheenstraße die historische Parzellenstruktur auf, unterscheiden sich von ihr durch größere Innenhöfe und Verbindungen unterhalb und oberhalb des Straßenniveaus und machen durch große Glasflächen die Möglichkeiten moderner Energieeinsparung nutzbar.
Verbindungen durch Achsen und Brücken
Die innere Architektur des Jakob-Kaiser-Hauses macht Orientierung leicht. Nach Norden lassen Öffnungen immer wieder den Blick auf die Spree frei, Ost-West-Achsen gliedern die Häuser entlang der Innenhöfe und lassen eine einfache Zählung zu. Im Westen beginnt sie mit Haus 1, gefolgt von den Häusern 2, 3 und 4, das an der Wilhelmstraße im Osten abschließt.
Entsprechend geht es mit der Zählung im südlichen Block weiter: Haus 5 steht dem Tiergarten am nächsten, gefolgt von den Häusern 6, 7 und 8, das wiederum an der Wilhelmstraße endet. Zwischen den Häusern 2 und 6 sowie 4 und 8 verlaufen Brücken, an denen sich eine interne Erschließung über Stege und Wege sowohl über mehrere Häuser als auch mehrere Etagen anschließt.
Vielfältige Nutzung
Viele der 1.745 Büros Büros im Jakob-Kaiser-Haus sind Abgeordnetenbüros und Büros der Fraktionen. Darüber hinaus haben dort zum Beispiel die Bundestagsvizepräsidentinnen und Vizepräsidenten ihre Büros. Der Parlamentsbau verfügt zudem über zwei Sitzungssäle. Sie reichen über zwei Etagen. Schräg gegenüber, im Untergeschoss von Haus 5, liegt das Parlamentsfernsehen mit eigenem Fernsehstudio. Die Vielseitigkeit des Ensembles lässt sich auch aus der unterschiedlichen Innenhofgestaltung ablesen.
Mal überdacht, mal offen, mal als kleine Parkfläche, mal mit künstlichem kleinen See gestaltet. Zwei Meter Erdfläche sorgen dafür, dass hier auch Bäume in den Himmel wachsen können.
Jakob Kaiser (1888 bis 1961)
Porträtfoto von Jakob Kaiser

Kaiser war als christlicher Gewerkschaftsführer im Widerstand gegen Hitler aktiv. (© Presse- und Informationsamt der Bundesregierung)
Das Gebäude ist nach dem Politiker Jakob Kaiser benannt, der Mitglied des Reichstages der Weimarer Republik, des Parlamentarischen Rates und von 1949 bis 1957 des Deutschen Bundestages war. Jakob Kaiser wurde am 8. Februar 1988 in Hammelburg (Unterfranken) geboren. Er war seit 1912 Mitglied der Zentrumspartei und später der CDU.
Jakob Kaiser war als christlicher Gewerkschaftsführer im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv und setze sich nach dem Zweiten Weltkrieg für die Wiedervereinigung Deutschlands ein. In der ersten und zweiten Wahlperiode war Kaiser Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen.