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Wirtschaftliche Zusammenarbeit

Kürzungen im Etat für wirtschaftliche Zusammen­arbeit und Entwicklung

Der Bundestag hat am Mittwoch, 9. Juli 2025, über den Etatvorschlag der Bundesregierung für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Einzelplan 23) im Regierungsentwurf für den Haushalt 2025 (21/500) beraten. Bundesministerin Reem Alabali Radovan (SPD) soll dem Entwurf zufolge im kommenden Jahr 10,27 Milliarden Euro (2024: 11,22 Milliarden Euro) ausgeben dürfen. Damit könnte der Entwicklungsetat um rund 940 Millionen Euro schrumpfen, so stark wie kein anderer Einzeletat im Bundeshaushalt. Mit geplanten Investitionen in Höhe von 6,57 Milliarden Euro ist der Einzelplan 23 gleichwohl der zweitgrößte Investitionshaushalt des Bundes. Die Vorlage soll nach den bis Freitag, 11. Juli, andauernden Beratungen sämtlicher Einzelpläne des Bundes an den Haushaltsausschuss überwiesen werden. 

Ministerin: Globale Ordnung steht vor einer Zerreisprobe

„Wir leben in einer Zeit globaler Umbrüche und Herausforderungen, die uns alle betreffen“, sagte Bundesentwicklungsministerin Alabali Radovan bei der Debatte über den Einzelplan 23. Der Krieg im Sudan sei ein Beispiel, das die Dringlichkeit und die Tragweite vor Augen führe. Seit mehr als zwei Jahren tobe dort ein verheerender Konflikt. Mehr als zwölf Millionen Menschen seien auf der Flucht. 17 Millionen Kinder hätten keinen Zugang zu Bildung. Diese Zahlen seien nicht nur erschreckend, „sie sind ein Weckruf“, sagte die Ministerin. Eine ganze Generation werde nicht lesen und schreiben können, stattdessen aber traumatisiert sein von der Gewalt in ihrer Heimat. 

Das Überleben der Menschen im Sudan hänge an der internationalen Unterstützung, sagte Alabali Radovan. Ein Großteil der Unterstützung habe aber im April abrupt geendet, als die neue US-Regierung alle Programme von USAID gestoppt hat. „Hier macht die deutsche Entwicklungspolitik einen Unterschied“, sagte sie. Gemeinsam mit Unicef seien Schutzorte für Kinder etabliert worden. 220.000 Kinder und Jugendliche würden damit erreicht. Durch den Wegfall der US-Gelder seien 14 Millionen Menschen weltweit „durch den Tod bedroht“, sagte die Ministerin. Dies zeige: „Die globale Ordnung steht vor einer Zerreisprobe.“ 

Gleichzeitig werde aber auch in Deutschland die Entwicklungszusammenarbeit hinterfragt. Für sie sei klar: „Die Entwicklungszusammenarbeit ist sinnvoll und gerade jetzt so notwendig.“ Entwicklungspolitik sei auch für die Menschen in Deutschland wichtig, weil die Krisen dieser Welt nicht vor Grenzen haltmachten. Gleichwohl nehme sie die Kritik ernst, sagte die Ministerin und kündigte an, die Entwicklungspolitik zukunftsfähig machen zu wollen. Es gehe dabei auch um Priorisierung. Daher gelte es herauszufinden, wo am meisten bewirkt werden kann, wo Deutschland am dringendsten gebraucht wird „und wo wir uns zurückziehen müssen, um unsere Kräfte zu bündeln“. 

AfD: Entwicklungspolitik braucht Paradigmenwechsel

Der Einzelplan 23 zeigt aus Sicht von Rocco Kever (AfD), dass die Entwicklungspolitik dringend eines Paradigmenwechsels bedarf. Während Deutschland vor wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen stehe, „fließen immense Summen ins Ausland, die Abhängigkeiten schaffen, statt Eigeninitiative zu fördern“, sagte er. 

Kever forderte eine Kürzung der BMZ-Mittel um 70 Prozent. Das sei möglich, wenn man die Entwicklungspolitik ins Auswärtige Amt und das Wirtschaftsministerium integriere. Es brauche Effizienz und wirtschaftliche Zusammenarbeit im deutschen Interesse, anstelle einer Entwicklungspolitik, die seit 60 Jahren kaum wirke.

CDU/CSU: BMZ-Haushalt 2025 ein Übergangshaushalt

Nicolas Zippelius (CDU/CSU) zeigte sich erfreut, dass im Koalitionsvertrag die neuen Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit definiert seien. Die dort festgelegten Prioritäten zeigten sich aber bisher nur bedingt im aktuellen Haushaltsentwurf. Das sei nicht verwunderlich, „da der Bundeshaushalt über Monate mit einer vorläufigen Haushaltsführung bearbeitet worden ist“. Insofern sei der BMZ-Haushalt 2025 ein Übergangshaushalt, sagte Zippelius. Umso mehr freue er sich schon auf die Beratungen zum Haushalt 2026. Diese müssten mit der vollkommen legitimen Überlegung einher gehen, „wie das unseren Interessen dienen kann“. 

Für die Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit habe man wichtige Leitlinien gezogen, die mit Leben gefüllt werden müssten, sagte Zippelius. Hierfür müsse die ressortübergreifende Zusammenarbeit mit der Außenwirtschaftsförderung gestärkt werden. Zudem müssten Partnerschaftsabkommen rechtssicher gemacht werden. 

Grüne: Kürzungen kommen zur Unzeit

Jamila Schäfer (Bündnis 90/Die Grünen) nannte es ein gutes Signal, dass die Bundesregierung sich erst jüngst bei einer Konferenz in Sevilla zu dem Ziel bekannt habe, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungszusammenarbeit aufzubringen. Der Haushaltsentwurf sehe nun aber im Einzelplan 23 eine Kürzung um knapp eine Milliarde Euro für 2025 und bis Ende der Legislaturperiode eine weitere Kürzung um noch eine Milliarde Euro vor. „Das ist angesichts der Weltlage genau der falsche Weg“, befand die Grünenabgeordnete. 

Diese Kürzungen kämen zur Unzeit, da sich die USA aus ihrer humanitären Verantwortung zurückzögen. Folge davon könnte laut einer Studie der Tod von zusätzlich bis zu 40 Millionen Menschen bis 2030 sein. Zwar könne Deutschland diese Lücke nicht schließen. „Wir könnten aber dafür sorgen, dass das Vakuum kleiner und unser Einfluss größer wird“, sagte Schäfer. 

Linke: Kürzung der Mittel ist inakzeptabel

Sascha Wagner (Die Linke) hält die geplante Kürzung im Einzelplan 23 nicht nur für inakzeptabel, sondern auch für einen „harschen Angriff auf die Länder und Menschen, die auf unsere Hilfe und Unterstützung angewiesen sind“. Ganz offensichtlich wolle die Bundesregierung mit diesen Plänen US-Präsident Donald Trump folgen. Aufgrund der verantwortungslosen Politik der Trump-Administration hätten der Deutschen Aidshilfe zufolge bereits zahlreiche Menschen ihre HIV-Therapie verloren. Noch mehr Menschen müssten fürchten, bald ohne Behandlung dazustehen. Fallen die US-Mittel dauerhaft aus, so Wagner weiter, sei bis Ende 2029 mit rund neun Millionen neuen HIV-Infektionen, mehr als sechs Millionen Aids-Toten und etwa 3,5 Millionen Aids-Waisen zu rechnen. 

In dieser dramatischen Lage kürze nun auch noch die Bundesregierung die Mittel für den globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria. „Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch ein Bruch mit dem Anspruch globaler Solidarität“, kritisierte der Linken-Abgeordnete.

SPD für Zusammenhalt im Land wie auch international 

Auch Felix Döring (SPD) ging auf das Ende von USAID ein. Noch bis 2024 seien jährlich knapp 43 Milliarden US-Dollar für Entwicklungspolitik darüber ausgegeben worden. Jetzt würden 83 Prozent der Programmmittel komplett abgewickelt. Die restlichen 17 Prozent wanderten ins Außenministerium. „Die Entwicklungspolitik des bislang größten Players weltweit wurde von Trump de facto eingestampft“, sagte Döring. Dieses Beispiel, wie auch die Verlagerung von Entwicklungshilfegeldern für Verteidigungszwecke in Großbritannien, zeige, was auch in Deutschland mit anderen politischen Mehrheiten hätte drohen können. Erst durch die Reform der Schuldenbremse, so der SPD-Abgeordnete, sei es gelungen, die Spannung zwischen nötigen Verteidigungsausgaben und anderen Etats aufzulösen. 

Auch in Deutschland gebe es aber politische Kräfte, „die darauf gedrängt haben, dass das BMZ nicht weiter existiert“, sagte Döring. „Das wäre grundfalsch gewesen“, urteilte er und fügte hinzu: Die SPD stehe für Zusammenhalt im eigenen Land wie auch international.

Mittel für Krisenbewältigung und Wiederaufbau

Für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit stehen dem Regierungsentwurf zufolge 4,84 Milliarden Euro zur Verfügung, 2024 waren es 5,15 Milliarden Euro. Der darin enthaltene Ansatz für die bilaterale finanzielle Zusammenarbeit mit den Partnerstaaten beläuft sich auf 1,95 Milliarden Euro (2024: 2,07 Milliarden Euro), von denen 1,71 Milliarden Euro auf Zuschüsse (2024: 1,78 Milliarden Euro) und 243 Millionen Euro auf Darlehen (2024: 292,49 Millionen Euro) entfallen.

Die bilaterale technische Zusammenarbeit umfasst laut Entwurf 1,87 Milliarden Euro nach 1,79 Milliarden Euro in diesem Jahr. Die Mittel für Krisenbewältigung und Wiederaufbau von Infrastruktur sollen von 1,04 Milliarden Euro 2024 auf 722,47 Millionen Euro sinken.

Beiträge an die Vereinten Nationen und internationale NGOs

Gesamtausgaben in Höhe von 1,93 Milliarden Euro (2024: 2,26 Milliarden Euro) sieht der Etat von Ministerin Alabali Radovan im Kapitel: „Europäische Entwicklungszusammenarbeit, Beiträge an die Vereinten Nationen sowie andere internationale Einrichtungen“ vor. Unter anderem soll die Beteiligung am Welternährungsprogramm nur noch 28 Millionen Euro betragen (2024: 58 Millionen Euro). Der Beitrag zu den „Europäischen Entwicklungsfonds“ der Europäischen Union, den Abkommen von Lomé und Cotonou) soll von 309,27 Millionen Euro auf 166,5 Millionen Euro sinken.

Für „entwicklungswichtige multilaterale Hilfen zum weltweiten Umweltschutz, zur Erhaltung der Biodiversität und zum Klimaschutz“ sind 751,39 Millionen Euro eingeplant (2024: 850,18 Millionen Euro). Als Beiträge an die Vereinten Nationen und internationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sieht der Entwurf 556,51 Millionen Euro vor (2024: 564,47 Millionen Euro). (hau/joh/10.07.2025)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Bodo Ramelow

Bodo Ramelow

© Die Linke Thüringen

Ramelow, Bodo

Bundestagsvizepräsident

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Reem Alabali Radovan

Reem Alabali Radovan

© Reem Alabali Radovan/ Photothek Media Lab.

Alabali Radovan, Reem

Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

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Mirco Hanker

Mirco Hanker

© Mirco Hanker/ AfD-Fotografin

Hanker, Mirco

AfD

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Nicolas Zippelius

Nicolas Zippelius

© Tobias Koch

Zippelius, Nicolas

CDU/CSU

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Jamila Anna Schäfer

Jamila Anna Schäfer

© Jamila Anna Schäfer/ St. Kaminski

Schäfer, Jamila

Bündnis 90/Die Grünen

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Sascha Wagner

Sascha Wagner

© DBT / Inga Haar

Wagner, Sascha

Die Linke

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Felix Döring

Felix Döring

© Felix Döring / Anna Voelske

Döring, Felix

SPD

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Rocco Kever

Rocco Kever

© Rocco Kever/ Matthias Conrad

Kever, Rocco

AfD

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Dr. Wolfgang Stefinger

Dr. Wolfgang Stefinger

© Dr. Wolfgang Stefinger/ Nils Schwarz

Stefinger, Dr. Wolfgang

CDU/CSU

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Agnieszka Brugger

Agnieszka Brugger

© Agnieszka Brugger/Anne Hufnagl

Brugger, Agnieszka

Bündnis 90/Die Grünen

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Gökay Akbulut

Gökay Akbulut

© Gökay Akbulut/Thommy Mardo

Akbulut, Gökay

Die Linke

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Sanae Abdi

Sanae Abdi

© Sanae Abdi/SPD-Fraktion

Abdi, Sanae

SPD

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Dirk Brandes

Dirk Brandes

© Dirk Brandes/Privat

Brandes, Dirk

AfD

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Thomas Rachel

Thomas Rachel

© Thomas Rachel/ Tobias Koch

Rachel, Thomas

CDU/CSU

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Schahina Gambir

Schahina Gambir

© BTG Fraktion B90/Die Grünen / Stefan Kaminski

Gambir, Schahina

Bündnis 90/Die Grünen

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Philip M. A. Hoffmann

Philip M. A. Hoffmann

© Philip M. A. Hoffmann/ Jennifer Weyland

Hoffmann, Philip M. A.

CDU/CSU

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Johann Martel

Johann Martel

© Johann Martel

Martel, Johann

AfD

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Dr. Inge Gräßle

Dr. Inge Gräßle

© Dr. Inge Gräßle/ Tobias Koch

Gräßle, Dr. Inge

CDU/CSU

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Mirco Hanker

Mirco Hanker

© Mirco Hanker/ AfD-Fotografin

Hanker, Mirco

AfD

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Dr. Inge Gräßle

Dr. Inge Gräßle

© Dr. Inge Gräßle/ Tobias Koch

Gräßle, Dr. Inge

CDU/CSU

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Denis Pauli

Denis Pauli

© Denis Pauli/ J. Hermneuwöhner

Pauli, Denis

AfD

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Bodo Ramelow

Bodo Ramelow

© Die Linke Thüringen

Ramelow, Bodo

Bundestagsvizepräsident

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Dokumente

  • 21/500 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2025 (Haushaltsgesetz 2025 - HG 2025)
    PDF | 271 MB — Status: 26.06.2025
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • Fundstelle im Plenarprotokoll (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Haushalt

Ausgaben von 502,55 Milliarden Euro im Bundeshaushalt 2025

Symbilbild Haushalt: Eine Ein-Euro-Münze steht neben einer Plakette mit dem Bundestagsadler.

Der Haushaltsausschuss klärte in der Bereinigungssitzung letzte offene Fragen zum Bundeshaushalt 2025 und stimmte über die Schlussfassung des Gesamtetats ab. (© picture alliance | Chromorange / Christian Ohde)

Der Haushaltsausschuss hat den Etat 2025 im Rahmen der sogenannten Bereinigungssitzung am Donnerstag, 4. September 2025, leicht gekürzt. Veranschlagt sind dem finalen Beschluss zufolge nun 502,55 Milliarden Euro an Ausgaben. Das sind 460 Millionen Euro weniger, als im Haushaltsentwurf der Bundesregierung standen. Im Vergleich zum Soll-Ansatz 2024 ist es aber immer noch ein Plus von 5,4 Prozent. Ein Plus im Vergleich zum Entwurf gibt es bei den Investitionen. Diese steigen leicht um vier Millionen auf 62,73 Milliarden Euro. 

Keine Veränderungen sind bei den Steuereinnahmen vorgesehen. Diese sind weiterhin mit 386,84 Milliarden Euro angesetzt. Bei den sonstigen Einnahmen findet sich ein Minus von 460 Millionen Euro auf 33,92 Milliarden Euro. Die Nettokreditaufnahme beträgt unverändert im Vergleich zum Entwurf 81,87 Milliarden Euro. (bal/05.09.2025)

Weitere Informationen

  • Haushaltsausschuss
  • Der Weg zum Bundes­haushalt 2025 vom Entwurf zum Beschluss
  • Die Einzelpläne des Bundeshaushalts seit 1949
  • Die Sondervermögen des Bundes – ein Überblick

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Wirtschaftliche Zusammenarbeit

Weniger Geld für wirt­schaft­liche Zusammenarbeit und Entwicklung

Der Bundestag hat am Mittwoch, 17. September 2025, den Etat für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Einzelplan 23) des Bundeshaushalts 2025 (21/500, 21/501, 21/1628 Nr. 1) in zweiter Beratung angenommen. Für den Einzelplan 23 in der vom Haushaltsausschuss geänderten Fassung stimmten die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD, dagegen die Oppositionsfraktionen AfD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke. Zur Abstimmung lagen Beschlussempfehlungen (21/1064, 21/1061) und ein Bericht (21/1062) des Haushaltsausschusses vor.

Bundesministerin Reem Alabali Radovan (SPD) kann 2025 10,31 Milliarden Euro (2024: 11,22 Milliarden Euro) ausgeben. Mit geplanten Investitionen in Höhe von 6,57 Milliarden Euro ist der Einzelplan 23 der zweitgrößte Investitionshaushalt des Bundes. An den Zahlen für 2025 hatten die Haushälter bei ihren Beratungen nur geringfügige Änderungen vorgenommen. Ergebnis der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses am 4. September war aber, dass bei den Verpflichtungsermächtigungen für die kommenden Jahre knapp 1,3 Milliarden gekürzt werden.

Ministerin: Entwicklungspolitik ist Präventionsarbeit

Bundesministerin Alabali Radovan räumte zu Beginn der Debatte ein, dass Deutschland angesichts einer Absenkung ihres Etats um rund 910 Millionen Euro in der internationalen Zusammenarbeit „weit weniger investiert, als dringend gebraucht wird“. Klar sei aber auch: „Die deutsche Entwicklungspolitik bleibt handlungsfähig.“ Von amerikanischen Verhältnissen sei man weit entfernt. „Das ist auch gut und richtig so“, sagte die Ministerin. 

Entwicklungspolitik sei Präventionsarbeit, Zukunftsarbeit und Friedenspolitik zugleich. Falle sie weg, spitzten sich Krisen, Krankheiten und Konflikte zu. Da Krisen nicht vor Grenzen haltmachten, seien auch die Menschen in Deutschland betroffen. Laut Alabali Radovan gilt zudem in der Entwicklungszusammenarbeit: „Jeder Euro, der weltweit klug investiert wird, fördert Sicherheit und Frieden, auch für uns in Europa und in Deutschland.“ 

Grüne: Deutschland verliert an Einfluss

Jamila Schäfer (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte die Mittelkürzungen scharf und sprach zugleich von „Steuererleichterungen ohne nachhaltigen Wachstumseffekt“ im Haushalt. „Diese Prioritätensetzung finde ich verantwortungslos“, machte die Grünenabgeordnete deutlich. Niemand habe behauptet, dass Deutschland allein die Lücke füllen könne, die die USA mit ihrem Rückzug aus der Entwicklungszusammenarbeit hinterlässt, sagte sie weiter. Dass aber nicht einmal der Versuch unternommen werde, gegen diese Lücke anzugehen, schmerze vor allem die Menschen, die davon betroffen sind. 

Schäfer konstatierte auch einen deutschen Verlust an Einfluss und an Glaubwürdigkeit. Dabei wirke die Entwicklungszusammenarbeit auch wirtschaftlich. Sie verwies auf eine Studie der Universität Göttingen, wonach in den vergangen zehn Jahren allein durch die Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland 140.000 Arbeitsplätze gesichert worden seien. 

Union: Ärmste Länder können auf uns zählen

Dr. Inge Gräßle (CDU/CSU) warf Schäfer vor, auf ihre eigenen Illusionen reingefallen zu sein. Man könne nicht wirklich davon ausgehen, dass Deutschland auch bei einem Etat von zehn, elf oder 12 Milliarden Euro den Gamechanger von einer schlechten zu einer guten Welt machen könne. Eine globale Panikmache sei der falsche Weg, befand sie. Stattdessen gelte es zu zeigen, „dass wir auch mit 10 Milliarden Euro in Sachen Effizienz und in Sachen Entideologisierung der Entwicklungshilfe gute Ergebnisse erzielen können“, sagte die Unionsabgeordnete und fügte hinzu: „Die ärmsten Länder können nach wie vor auf uns zählen.“

Gräßle sprach zugleich von einem Umbau zu mehr Kooperation mit der Wirtschaft. „Afrika braucht Unternehmer. Die Entwicklungshilfe braucht Unternehmer“, sagte sie. 

Linke kritisiert „Kahlschlag im Etat“

Sascha Wagner (Die Linke) sah indes einen Kahlschlag im Etat. Dass die Ministerin trotz ihrer zutreffenden Analyse, wonach die globale Ordnung vor einer Zerreißprobe steht, dies zulasse, sei nicht nur kurzsichtig, sondern auch ein Bruch mit dem Anspruch globaler Solidarität, befand er. Dabei seien Humanität, Solidarität und das Recht auf Gesundheit „die wirklich wichtigen Gebote der Stunde“. 

Wagner verwies darauf, dass der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria besonders stark von den Kürzungen betroffen sei. Dabei sei der Fonds eines der wichtigsten Finanzierungsinstrumente für Prävention und Behandlung. Seine Programme stärkten Gesundheitssysteme, sicherten Mütter- und Kindergesundheit, förderten Geschlechtergerechtigkeit und erreichten marginalisiert Gruppen, sagte der Linken-Abgeordnete.

SPD: Schmerzhaft, dass Etat so absinkt

Auch Felix Döring (SPD) machte keinen Hehl um seine Enttäuschung angesichts der Kürzungen. Zwar sei der Etatentwurf in den Haushaltsberatungen verbessert worden. Dennoch sei die Kritik an manchen Stellen berechtigt. Angesichts der zunehmenden Krisen weltweit sei es „sehr schmerzhaft, dass der Etat so absinkt“. 

Döring ging auch auf die aus seiner Sicht erreichten Verbesserungen ein. So habe man im Haushaltsverfahren den Zuschuss zum World-Food-Programm um 22 Millionen Euro erhöht. 10 Millionen Euro mehr gebe es für das Programm zur Bekämpfung von Polio. Ebenfalls 10 Millionen Euro mehr erhielten private Träger. Davon profitierten unter anderem die Welthungerhilfe, der Verein Apotheker ohne Grenzen, die Johanniter und viele andere, sagte Döring. 

AfD will Ministerium mittelfristig abwickeln

Rocco Kever (AfD) sprach sich indes für eine mittelfristige Abwicklung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aus. Der Einzelplan 23 missachte mit den 10,3 Milliarden Euro für ein „ideologieversklavtes Ministerium“ die Interessen Deutschlands „in eklatanter Weise“, sagte der AfD-Abgeordnete. 

Seine Fraktion habe vorgeschlagen, den Einzelplan 23 um 7,8 Milliarden Euro zu kürzen. Die verbleibenden 2,5 Milliarden sollten „sinnvoll“ aufgeteilt werden. Nach den Vorstellungen Kevers sollte eine Milliarde Euro an das Auswärtige Amt gehen, „verbunden mit einem Änderungsantrag, die Zuweisung für das Welternährungsprogramm um 100 Millionen Euro aufzustocken“. Die restlichen 1,5 Milliarden Euro sollten seiner Auffassung nach dem Wirtschaftsministerium zur Förderung deutscher Interessen im Ausland „ohne rot-schwarzen Ideologiewahnsinn“ zufließen. 

Mittel für Krisenbewältigung und Wiederaufbau

Für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit stehen nun 4,84 Milliarden Euro zur Verfügung, 2024 waren es 5,15 Milliarden Euro. Der darin enthaltene Ansatz für die bilaterale finanzielle Zusammenarbeit mit den Partnerstaaten beläuft sich auf 1,95 Milliarden Euro (2024: 2,07 Milliarden Euro), von denen 1,71 Milliarden Euro auf Zuschüsse (2024: 1,78 Milliarden Euro) und 243 Millionen Euro auf Darlehen (2024: 292,49 Millionen Euro) entfallen.

Die bilaterale technische Zusammenarbeit umfasst 1,87 Milliarden Euro nach 1,79 Milliarden Euro in diesem Jahr. Die Mittel für Krisenbewältigung und Wiederaufbau von Infrastruktur sinken von 1,04 Milliarden Euro 2024 auf 722,47 Millionen Euro.

Beiträge an VN und internationale NGOs

Gesamtausgaben in Höhe von 1,93 Milliarden Euro (2024: 2,26 Milliarden Euro) sieht der Etat von Ministerin Alabali Radovan im Kapitel „Europäische Entwicklungszusammenarbeit, Beiträge an die Vereinten Nationen sowie andere internationale Einrichtungen“ vor. Für „entwicklungswichtige multilaterale Hilfen zum weltweiten Umweltschutz, zur Erhaltung der Biodiversität und zum Klimaschutz“ sind 751,39 Millionen Euro eingeplant (2024: 850,18 Millionen Euro). 

Als Beiträge an die Vereinten Nationen (VN) und internationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sind 556,51 Millionen Euro vor (2024: 564,47 Millionen Euro) in den Einzelplan eingestellt. (hau/17.09.2025)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Omid Nouripour

Omid Nouripour

© Omid Nouripour/Stefan Kaminski

Nouripour, Omid

Bundestagsvizepräsident

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Mirco Hanker

Mirco Hanker

© Mirco Hanker/ AfD-Fotografin

Hanker, Mirco

AfD

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Reem Alabali Radovan

Reem Alabali Radovan

© Reem Alabali Radovan/ Photothek Media Lab.

Alabali Radovan, Reem

Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

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Jamila Anna Schäfer

Jamila Anna Schäfer

© Jamila Anna Schäfer/ St. Kaminski

Schäfer, Jamila

Bündnis 90/Die Grünen

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Dr. Inge Gräßle

Dr. Inge Gräßle

© Dr. Inge Gräßle/ Tobias Koch

Gräßle, Dr. Inge

CDU/CSU

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Sascha Wagner

Sascha Wagner

© DBT / Inga Haar

Wagner, Sascha

Die Linke

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Felix Döring

Felix Döring

© Felix Döring / Anna Voelske

Döring, Felix

SPD

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Rocco Kever

Rocco Kever

© Rocco Kever/ Matthias Conrad

Kever, Rocco

AfD

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Johannes Volkmann

Johannes Volkmann

© Tobias Koch

Volkmann, Johannes

CDU/CSU

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Maximilian Kneller

Maximilian Kneller

© Maximilian Kneller/ Tobias Ebenberger

Kneller, Maximilian

AfD

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Johannes Volkmann

Johannes Volkmann

© Tobias Koch

Volkmann, Johannes

CDU/CSU

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Claudia Roth

Claudia Roth

© Claudia Roth/ Nils Leon Brauer

Roth, Claudia

Bündnis 90/Die Grünen

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Charlotte Antonia Neuhäuser

Charlotte Antonia Neuhäuser

© Die Linke KV Paderborn/ Niklas Erlanger

Neuhäuser, Charlotte Antonia

Die Linke

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Klaus-Peter Willsch

Klaus-Peter Willsch

© Tobias Koch

Willsch, Klaus-Peter

CDU/CSU

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Charlotte Antonia Neuhäuser

Charlotte Antonia Neuhäuser

© Die Linke KV Paderborn/ Niklas Erlanger

Neuhäuser, Charlotte Antonia

Die Linke

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Prof. Dr. Lars Castellucci

Prof. Dr. Lars Castellucci

© DBT/Stella von Saldern

Castellucci, Dr. Lars

SPD

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Johann Martel

Johann Martel

© Johann Martel

Martel, Johann

AfD

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Diana Herbstreuth

Diana Herbstreuth

© Diana Herbstreuth/ Foto Opitz

Herbstreuth, Diana

CDU/CSU

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Josephine Ortleb

Josephine Ortleb

© Josephine Ortleb/SPD-Bundestagsfraktion

Ortleb, Josephine

Bundestagsvizepräsidentin

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Jan-Niclas Gesenhues

Jan-Niclas Gesenhues

© Jan-Niclas Gesenhues/ Sascha Hilgers

Gesenhues, Dr. Jan-Niclas

Bündnis 90/Die Grünen

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Carl-Philipp Sassenrath

Carl-Philipp Sassenrath

© Carl-Philipp Sassenrath / Vanessa Leissring

Sassenrath, Carl-Philipp

CDU/CSU

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Denis Pauli

Denis Pauli

© Denis Pauli/ J. Hermneuwöhner

Pauli, Denis

AfD

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Nicolas Zippelius

Nicolas Zippelius

© Tobias Koch

Zippelius, Nicolas

CDU/CSU

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Josephine Ortleb

Josephine Ortleb

© Josephine Ortleb/SPD-Bundestagsfraktion

Ortleb, Josephine

Bundestagsvizepräsidentin

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Dokumente

  • 21/500 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2025 (Haushaltsgesetz 2025 - HG 2025)
    PDF | 271 MB — Status: 26.06.2025
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  • 21/501 - Unterrichtung: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2025 (Haushaltsgesetz 2025 - HG 2025) - Drucksache 21/500 - Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung der Bundesregierung
    PDF | 174 KB — Status: 06.08.2025
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  • 21/1061 - Beschlussempfehlung: zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung - Drucksachen 21/500, 21/501, 21/1628 Nr. 1 - Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2025 (Haushaltsgesetz 2025 - HG 2025)
    PDF | 397 KB — Status: 12.09.2025
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 21/1062 - Bericht: zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung - Drucksachen 21/500, 21/501, 21/1628 Nr. 1 - Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2025 (Haushaltsgesetz 2025 - HG 2025)
    PDF | 933 KB — Status: 12.09.2025
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 21/1064 - Ergänzung zu den Beschlussempfehlungen: zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2025 (Haushaltsgesetz 2025 - HG 2025) - Drucksachen 21/500, 21/501 -
    PDF | 1 MB — Status: 12.09.2025
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  • 21/1628 - Unterrichtung: über die gemäß § 80 Absatz 3 der Geschäftsordnung an die Ausschüsse überwiesenen Vorlagen (Eingangszeitraum: 12. Juni bis 2. September 2025)
    PDF | 742 KB — Status: 11.09.2025
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  • Fundstelle im Plenarprotokoll (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Beschluss

  • Einzelplan 23 angenommen

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https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw38-de-entwicklung-1104024

Stand: 19.09.2025