Koalition und Opposition sehen Fort- und Rückschritte im Agraretat
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) kann im Haushaltsjahr 2025 mit Ausgaben in Höhe von 6,88 Milliarden Euro rechnen – das ist etwas weniger als seinem Amtsvorgänger im Vorjahr zur Verfügung stand (2024: 6,93 Milliarden Euro). Das geht aus dem Einzelplan 10 im Entwurf des Haushaltsgesetzes 2025 (21/500) hervor, über den das Parlament am Dienstag, 8. Juli 2025, in erster Lesung eineinhalb Stunden debattiert hat. Im Einzelplan 10 des Ministeriums für Ernährung, Landiwrtschaft und Heimat wird mit Einnahmen von 99,75 Millionen Euro gerechnet (2024: 101,57 Millionen Euro). Die Vorlage soll nach den bis Freitag, 11. Juli, andauernden Beratungen sämtlicher Einzelpläne des Bundes an den Haushaltsausschuss überwiesen werden.
Minister: Diese Regierung findet schnelle Lösungen
Die Koalition habe verstanden, was zu tun ist, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) eingangs der Debatte und meinte damit zuallererst die vollständige Wiedereinführung der Agrardiesel- Rückvergütung – „die Einlösung eines zentralen Versprechens für unsere landwirtschaftlichen Betriebe aus dem Koalitionsvertrag“. Damit würden die Betriebe künftig um rund 430 Millionen Euro im Jahr entlastet, sagte Rainer. Die Agrardiesel-Frage zeige, dass diese Bundesregierung schnelle Lösungen finde und die Landwirtschaft mit ihr „einen starken Partner an ihrer Seite“ habe.
Der Einzelplan 10 habe klare politische Schwerpunkte, sagte Rainer und nannte „Wettbewerbsfähigkeit, Planungssicherheit, Ernährungssicherheit, Wertschöpfung und Wertschätzung und zukunftsfähige ländliche Räume.“ Die Stärkung der ländlichen Räume und gleichwertiger Lebensverhältnisse werde „ein klarer Arbeitsschwerpunkt“ von ihm sein, kündigte der Minister an. Sein Ziel sei es, „unsere ländlichen Regionen zu stärken und als lebenswerte und liebenswerte Heimat zu erhalten Das soll angegangen werden, indem die Mittel für die GAK (Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes) auf hohem Niveau fortgeschrieben werden soll.
AfD fordert Agrardiesel-Rückerstattung rückwirkend
Die Landwirte würden massiv unter den gestiegenen Kosten vor allem für Energie leiden, sagte Julian Schmidt (AfD).
Deshalb sei die Wiedereinführung der Agrardiesel-Rückerstattung richtig – aber, fragte er in Richtung des Ministers: “Warum eigentlich erst ab 2026, warum nicht rückwirkend für 2024?„ Das wäre ein echtes positives Signal an die Landwirte gewesen, so Schmid
SPD:
SPD kritisiert bürokratisches Förderprogramm
Die SPD-Abgeordnete Esther Dilcher stellte unter anderem die Frage, warum beim Stallumbau das Förderprogramm in den letzten Jahren so wenig in Anspruch genommen wurde: “Ist vielleicht das Programm zu bürokratisch? Gibt es gesetzliche Hindernisse beim Neu- und Umbau von Ställen oder fehlt schlicht der Wille oder die Perspektive für die Betriebe?„
Das glaube sie eher nicht, sagte Dilcher und plädierte deshalb dafür, den Austausch mit den Praktikern zu suchen, “die genau wissen, wie sie ihre Ländereien bewirtschaften„.
Grüne: Minister wird Herausforderungen nicht gerecht
Leon Eckert (Bündnis 90/Die Grünen) warf dem Minister vor, den großen Herausforderungen der Gegenwart nicht gerecht zu werden. Folgen der Klimakrise, Waldbrände, das Risiko für Ernteausfälle, die der globale Wettbewerb und der damit extreme Druck für Landwirtinnen und Landwirte hierzulande – nach der Rede des Ministers, nach Durchsicht des ersten Haushaltsplanes und auch beim Durchgucken des Koalitionsvertrags müssten die Grünen festhalten: “Sie schaffen es nicht, über den Tellerrand ihrer Schlachtplatte zu schauen.„
Linke bedauert Sparen an ländlicher Entwicklung
Der Abgeordnete Sascha Wagner (Die Linke) kritisierte Etatkürzungen beim Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung. Dieses Programm verfolge das Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen zu erreichen. Dies ist ein zentrales Anliegen, das essentiell mit dem Heimatbegriff verknüpft sei.
“Ländliche Räume brauchen eine solide und verlässliche Förderung, die vielseitig anwendbar ist„, sagte Wagner. Denn jede Region habe eigene Potenziale, die bestenfalls mit Regionalbudgets gefördert werden.
Union: Haushaltsentwurf ist ein Signal für Aufbruch
Der Haushaltsentwurf 2025 wurde von Albert Stegemann (CDU/CSU) als ein “Signal für Aufbruch, Aufbruch durch einen klaren Kurswechsel„ gefeiert. Landwirte würden endlich ganz konkret entlastet und nicht weiter belastet, sie erhielten Perspektiven und keine politischen Grenzen, und sie würden von unnötiger Bürokratie befreit und nicht weiter gegängelt. Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher profitierten von dieser Maßnahme. Ein Beispiel hierfür sei die regionale Produktion.
Stegemann stellte klar: “Es ist wichtig, dies an dieser Stelle festzuhalten: Preise sind nicht nur von der Nachfrage abhängig, sondern auch von der Verfügbarkeit eines angemessenen Angebots. Die Verfügbarkeit von erschwinglichen Lebensmitteln betrifft uns alle, und das hat unsere Union stets im Blick.„
Landwirtschaftliche Sozialpolitik
Die Landwirtschaftliche Sozialpolitik umfasst Ausgaben von 4,09 Milliarden Euro (2024: 4,11 Milliarden Euro), das sind fast 60 Prozent der Gesamtausgaben des Etats. Davon entfallen 2,39 Milliarden Euro auf die Zuschüsse zur Alterssicherung der Landwirte (2024: 2,44 Milliarden Euro) und 1,54 Milliarden Euro (2024: 1,52 Milliarden Euro) auf die Zuschüsse zur Krankenversicherung der Landwirte.
Die Ausgaben für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Ernährung betragen laut Entwurf 194,33 Millionen Euro (2024: 191,5 Millionen Euro). Das Bundesinstitut für Risikobewertung erhält davon 140,16 Millionen Euro (2024: 137,47 Millionen Euro) zur Erstattung der Verwaltungskosten und 22,34 Millionen Euro (2024: 22,27 Millionen Euro) als Zuschüsse für Investitionen.
An der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe “Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes„ (GAK) beteiligt sich der Bund dem Entwurf zufolge mit 907 Millionen Euro – dem gleichen Betrag wie 2024. Größter Ausgabeposten hier sind “Maßnahmen des allgemeinen Rahmenplans, der Ländlichen Entwicklung, des Ökolandbaus und der Biodiversität„, die – ebenso wie im Vorjahr – mit 660 Millionen Euro zu Buche schlagen. Für Maßnahmen des Küstenschutzes in Folge des Klimawandels sind 120 Millionen Euro vorgesehen – für Maßnahmen des präventiven Hochwasserschutzes 127 Millionen Euro. Beide Werte sind unverändert im Vergleich zum Vorjahr.
Mehr Geld für den Umbau der Tierhaltung
Die Ausgaben für Marktordnung und Maßnahmen der Notfallvorsorge werden mit 263,77 Millionen Euro beziffert (2024: 214,03 Millionen Euro), die Ausgaben für “Nachhaltigkeit, Forschung und Innovation„ mit 378,62 Millionen Euro (2024: 397,97 Millionen Euro) und für “internationale Maßnahmen„ sieht der Entwurf 69,72 Millionen Euro vor (2024: 80,5 Millionen Euro).
Zu Letzterem zählen unter anderem die Beiträge an nationale und internationale Organisationen in Höhe von 31,85 Millionen Euro (2024: 31,47 Millionen Euro). Für die Förderung des Umbaus der Tierhaltung sind 200 Millionen Euro eingestellt – 50 Millionen Euro mehr als 2024. (mis/hau/08.07.2025)