Doppeljubiläum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, MdB, CDU/CSU, beim Festakt anlässlich des Doppeljubiläums der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. (© Deutscher Bundestag)
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner schreibt auf ihrem offiziellen Instagram-Account @bundestagspraesidentin Folgendes:
Mazel tov zum Doppeljubiläum und herzlichen Dank, liebe Charlotte Knobloch, für 40 Jahre Mut und Beharrlichkeit als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die vor 80 Jahren wiedergegründet wurde! Gestern haben wir diese beiden besonderen Anlässe im Rahmen eines Festakts begangen.
Als Charlotte Knobloch 1985 Präsidentin dieser Gemeinde wurde, war Deutschland zwar ein anderes Land als zur „Stunde Null“ – aber keineswegs ein einfaches Land für Jüdinnen und Juden. Die Vergangenheit war nicht bewältigt, sondern gerade erst ins Sprechen gekommen. Deutschland arbeitete seine Vergangenheit auf. In dieser Zeit voranzugehen, Verantwortung zu übernehmen, Haltung zu zeigen – das war alles andere als selbstverständlich. Es war mutig. Und es war prägend.
Wenn wir heute durch München gehen, erleben wir eine lebendige jüdische Gemeinde; das selbstbewusste Gemeindezentrum im Herzen der Stadt. Das ist Ihr Verdienst, liebe Charlotte Knobloch. Das ist das Verdienst all derer, die vor 80 Jahren den Mut hatten, einen Neuanfang zu wagen. Aber es reicht nicht, herauszustellen, was entstanden ist. In unseren Schulen darf jüdische Geschichte nicht bloß als Geschichte der Verfolgung erscheinen. Sie ist vor allem eine Geschichte reicher Kultur. Wir müssen jüdisches Leben schützen und bewahren – wir wollen es aber vor allem würdigen und wertschätzen.
Heute sehen wir: Antisemitismus tritt wieder offen zutage. Autoritäres Denken findet Anschluss. Jüdisches Leben wird erneut bedroht – nicht nur im Internet, sondern sichtbar auf unseren Straßen, in Schulen, in Universitäten. Wenn Menschen ihren Glauben verstecken müssen, dann ist in diesem Land längst wieder etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Der Judenhass kommt von rechts, von links – und oft aus religiösem Eifer. Nicht selten werfen Konflikte außerhalb unseres Landes ihre Schatten.
Eine tolerante Gesellschaft darf das nicht hinnehmen, will sie tolerant bleiben. Wir werden das nicht hinnehmen! Wir stellen uns entschlossen an Ihre Seite. Wer heute in Deutschland jüdisch lebt, braucht nicht Mut. Sondern Schutz. Respekt. Und eine klare Mehrheit, die sich nicht wegduckt, wenn sich Judenhass zeigt.
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(veröffentlicht am 16.07.2025)