Vereinbarte Debatte

80 Jahre Vereinte Nationen

Bei einer Vereinbarten Debatte am Freitag, 7. November 2025, waren sich alle Fraktionen einig: Die Vereinten Nationen (UN) sind nach wie vor ein wichtiger Akteur. Dennoch gab es scharfe Kritik an der oftmals handlungsunfähigen Rolle der Organisation. Die UN brauchten daher dringend eine große demokratische Reform, um politische Blockaden zu verhindern. 

Anlass der Aussprache war der 80. Jahrestag der Vereinten Nationen. Die internationale Organisation wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges am 26. Juni 1945 gegründet, um Frieden und Sicherheit auf globaler Ebene zu fördern. Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR traten den Vereinten Nationen im September 1973 bei. Derzeit zählt die Organisation 193 Mitgliedstaaten. 

Union fordert mehr Macht für Globalen Süden

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen ist der Ort, an dem die Menschheit miteinander ins Gespräch kommt, sagte Außenminister Dr. Johann David Wadephul (CDU) zu Beginn der Debatte. Die Organisation sei „Spiegel, Bühne, aber auch Mahner, Treiber und Ermöglicher, Gradmesser, Grundnorm und Gestalter der Welt“ – immer mit dem Ziel, Frieden zu wahren. 

Mit Blick auf die vielen Kriege weltweit werde deutlich, dass die Vereinten Nationen gebraucht werden. Und dennoch sei es wichtig zu erkennen, dass die Organisation nicht „frei von Schwächen, manchmal schwerfällig und manchmal sogar handlungsunfähig“ sei. Es brauche daher eine große Reform, die dem Globalen Süden mehr Gewicht innerhalb der Vereinten Nationen gibt. Deutschland wolle dazu beitragen und kandidiere daher für einen nichtständigen Sitz 2027/2028 im UN-Sicherheitsrat. 

AfD kritisiert die UN als undemokratisch 

Beatrix von Storch (AfD) kritisierte, dass der Großteil der UN-Mitglieder autoritäre Regime, korrupte Staaten und Entwicklungsländer seien. „Wenn der Kongo, Venezuela und der Iran Resolutionen verabschieden, nach denen sich dann Deutschland, Schweden und die Schweiz richten sollen, dann hat das mit Demokratie gar nichts zu tun“, sagte die AfD-Politikerin. Denn „Despoten und Islamistendichte“ zeige sich auch in den UN-Gremien. 

Problematisch sei zudem die Finanzierung der Vereinten Nationen. Deutschland zahle fünf Milliarden Euro jährlich an die Organisation, „vier Milliarden davon jährlich freiwillig, dazu sind wir gar nicht verpflichtet“. Und obwohl Deutschland zweitgrößter Beitragszahler sei, reiche dies trotzdem nicht für einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat. 

SPD: Es ist ein Fehler, die UN als überholt abzutun

Für Isabel Cademartori (SPD) sind universelle Menschenrechte kein Luxus, sondern „eine unverzichtbare Grundlage für eine stabile Gesellschaft“. Diese Erkenntnis sei wichtig, denn die globale Ordnung gerate derzeit massiv unter Druck. Denn: Internationales Recht werde ignoriert, international Verträge gebrochen und Multilateralismus untergraben. Die Folgen dessen seien gravierend: Mehr Krieg, Not und menschliches Leid. 

Es sei daher ein Fehler, die Vereinten Nationen als „behäbig und überholt abzutun“, denn dies spiele jenen in die Hände, die „nationale Alleingänge und ein Recht des Stärkeren“ wollen. Trotz aller berechtigter Kritik seien die UN der einzig umfassende Akteur, der humanitäre Hilfe koordiniere, politischen Dialog ermögliche und dauerhafte Lösungen verhandeln könne. 

Grüne: Bedarf an UN ist größer denn je 

Die Unterzeichnung der UN-Charta präge die Welt bis heute und dies sei auch gut so, sagte Boris Mijatović (Bündnis 90/Die Grünen). „Für mich gilt die Losung: 80 Jahre sind nicht genug.“ Die Vereinten Nationen hätten seit ihrer Gründung nicht weniger geschafft als eine gemeinsame Vision. Die Vision von einer Welt, in der jeder Mensch mit unveräußerlichen Rechten und in Würde lebe und ausgestattet sei. Diese Vision gelte es zu verteidigen. 

Trotz der aktuellen schweren Weltlage sei der Bedarf an den Vereinten Nationen größer als je zuvor. Dennoch sei klar, dass die UN reformiert werden müssten – und das unter Beteiligung des Globalen Südens. 

Linke: UN steuern auf einen Eisberg zu

Vinzenz Glaser (Die Linke) kritisierte die Kluft zwischen den Ansprüchen der UN und ihrer tatsächlichen Handlungsfähigkeit. Die Welt sei mehr denn je auf die UN angewiesen, doch politische Blockieren würden Entscheidungen lähmen und massive Finanzierungslücken die UN schwächen. „Solange ein einziges Land Forderungen nach dem Ende eines Genozids blockieren kann, funktioniert die gesamte Institution nicht.“ 

Der UN-Sicherheitsrat sei mit einem Segelschiff vergleichbar, das auf einen Eisberg zusteuert. „Selbst wenn alle sehen, dass das Schiff gegen den Eisberg knallt, reicht ein wahnsinniger Kapitän, um dieses Schiff zu versenken.“ Dieses Bild zeige, dass die UN dringend eine demokratische Reform benötigten. (mtt/07.11.2025)