Dorothee Bär: Fusionsforschung ein Flaggschiff der Hightech-Agenda
Die Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt Dorothee Bär (CSU) hat den Aktionsplan der Bundesregierung „Deutschland auf dem Weg zum Fusionskraftwerk“ als ein Kernanliegen ihres Ministeriums und ein „Flaggschiff“ der Hightech-Agenda Deutschland bezeichnet. In der Befragung der Bundesregierung sagte Bär am Mittwoch, 8. Oktober 2025, bis 2029 sollen zwei Milliarden Euro in die Fusionsforschung fließen, damit das erste Fusionskraftwerk der Welt in Deutschland gebaut werden könne.
Sichere, klimafreundliche, bezahlbare Energie seien das A und O „für unsere Unternehmen“. „Wir wollen die Nase vorn haben, nicht nur beim Thema Fusion, sondern auch bei den Themen Künstlichen Intelligenz, Quantentechnologien, bei der Mikroelektronik, bei der Biotechnologie und bei klimaneutraler Mobilität“, betonte die Ministerin.
Wenn man sich in der Welt umschaue, so Bär, so machten Forschung und Technologie den Unterschied. Sie wies auf die Gesundheitsforschung und die Raumfahrt hin, die nicht nur zivil genutzt werden solle, sondern auch „für unsere Sicherheit und Verteidigung“. Gebraucht würden kluge Köpfe, auch aus dem Ausland. Mit dem „1.000-Köpfe-Plus“-Programm für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich weltweit für den Standort Europa und besonders auch für den Standort Deutschland entscheiden, könne man schon erste Erfolge vermelden.
Schneider setzt auf Kreislaufwirtschaft

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) während der Regierungsbefragung im Plenum (© pa / dts-Agentur | -)
Neben der Forschungsministerin stellte sich auch der Bundesminister für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit Carsten Schneider (SPD) den Fragen der Abgeordneten. Hohe Energiepreise hätten dazu geführt, dass „unser Geschäftsmodell über Jahrzehnte, erfolgreich exportorientiert tätig zu sein“, an Grenzen kommt, sagte Schneider.
Aus der Rohstoffarmut Deutschlands folge für ihn, sorgsam mit den eigenen Ressourcen umzugehen, bereits verarbeitete Stoffe im Recycling-Verfahren im Rahmen der Kreislaufwirtschaftsstrategie wiederzuverwenden. Das sei nicht nur arbeitsplatzintensiv, sondern auch sinnvoll, weil CO2 und Abfall gespart würden. Er werde die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie umsetzen, kündigte der Minister an. Die Branche wachse und habe weltweit Exportchancen.
Im Bereich der energieintensiven Grundstoffindustrie habe man es mit Attentismus zu tun, so Schneider. Erforderlich seien verlässliche Rahmenbedingungen, Technologieführern sollte die Planungs- und Entscheidungssicherheit gegeben werden. Für die Chemieindustrie seien bis 2039 keine kostenlosen Zertifikate mehr vorgesehen, sagte Schneider mit Blick auf den künftigen EU-Emissionshandel.
BAföG und „1.000-Köpfe-Plus“-Programm
Mehrere Fragen an die Forschungsministerin betrafen die Zukunft des BAföG. Ayse Asar (Bündnis 90/Die Grünen) wies darauf hin, dass sich viele Studierende kein WG-Zimmer mehr leisten könnten. Sie wollte wissen, was die Ministerin unternimmt, um die Wohnungsnot zu lindern. Bär kündigte eine große BAföG-Novelle zum Wintersemester 2026/27 an. Dabei solle die Digitalisierung beim BAföG vorangetrieben werden. Eine Informationskampagne werde sich anschließen. Im vergangenen Jahr hätten 600.000 Studierende vom BAföG profitiert.
Nicole Gohlke (Die Linke) sagte, nur noch elf Prozent der Studierenden erhielten die BAföG-Förderung. Die Zinsbelastung werde für viele zur Schuldenfalle. Sie fragte die Ministerin, ob sie das Beste für die Studierenden wolle. Bär antwortete mit Verweis auf die geplante große Novelle, diese seien bei ihr „bestens aufgehoben“. Dem CDU-Abgeordneten Joachim Ebmeyer, der den BAföG-Antrag angesprochen hatte, entgegnete Bär, die langen Bearbeitungszeiten seien ein großes Ärgernis. Für den Vollzug seien allerdings die Länder zuständig.
Der AfD-Abgeordnete Prof. Dr. Ingo Hahn thematisierte das „1.000-Köpfe-Plus“-Programm der Ministerin und wies darauf hin, dass 200.000 deutsche Akademiker auswanderten. Das Programm sei ein Signal für die Wissenschaftsfreiheit des Grundgesetzes, sagte Bär. Ziel sei es, jene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzusprechen, die in ihren Ländern nicht frei forschen könnten.
Von der Innovationsforschung in die Anwendung
Den Transfer von der Forschung in die Anwendung sprach Dr. Lina Seitzl (SPD) an. Die Ministerin erwiderte, ihr Ministerium arbeite an einer Transferagenda mit dem Ziel, die Innovationsforschung einfacher und unbürokratischer zu machen. Dazu solle eine Deutsche Anwendungsforschungsgemeinschaft gegründet werden.
Auch der CDU-Abgeordnete Florian Müller erkundigte sich danach, wie der Transfer und die Ausbildung stärker forciert werden können. Bär verwies darauf, dass es einige Universitäten gebe, bei denen es „hervorragend läuft“.
„Verbrenner-Aus“ im Blick
Mit Fragen nach dem sogenannten „Verbrenner-Aus“ in der EU 2035 sah sich der Umweltminister konfrontiert. So fragte Dr. Rainer Kraft (AfD) nach dem Verlust von Arbeitsplätzen. Am Automobilsektor hänge jeder siebte Arbeitsplatz.
Der Minister wies darauf hin, dass die CO2-Regelungen noch zehn Jahre gelten. Er verwies zudem auf die Weltmarktsituation, die Trump-Zölle und den „extremen Druck“ aus China mit seinen wettbewerbsfähigen Autos zu Dumpingpreisen. Im Übrigen sei es freie, soziale Marktwirtschaft mit rechtlichen Rahmenbedingungen.
Zukunft des EU-Emissionshandels
Mark Helfrich (CDU/CSU) erkundigte sich nach der Position der Regierung bei der Reform des EU-Emissionshandels. Das Europäische Emissionshandelssystem 2 (EU-ETS 2) gelte ab 2027, sagte der Minister. Vorgesehen sei dann auch eine Bepreisung von Emissionen für Wärme und Verkehr. Schneider sprach sich dafür aus, „mit Augenmaß“ vorzugehen. Die eingenommenen Mittel sollten der Bevölkerung und der Industrie wieder zurückgegeben werden.
Von Lisa Badum (Bündnis 90/Die Grünen) auf die kostenlose Zertifikatszuteilung für die Chemieindustrie angesprochen, erwiderte Schneider, der EU-Vorschlag für die freie Zuteilung von Zertifikaten ende 2039, was zu früh sei: „Wir brauchen einen Übergang.“
Klimaschutz und Castor-Transporte
Dr. Julia Verlinden (Bündnis 90/Die Grünen) sagte, der Kanzler mache sich gegen den Green Deal der Europäischen Kommission stark und spreche sich gegen wirksamen Klimaschutz im Verkehr aus, was schlecht für die Verbraucher sei und Arbeitsplätze gefährde. Schneider teilte diese Einschätzung und nicht und betonte, die Regierung sei sich hinsichtlich der Klimaziele einig. In der EU gebe es Diskussionen, aber noch keine Entscheidung.
Jakob Blankenburg (SPD) fragte nach dem Fortschritt beim neuen Klimaschutzprogramm. Schneider sagte, die Vorschläge der Ressorts lägen ihm vor, er könne diese aber heute noch nicht bewerten. Sobald er sie substanziell bewerten könne, werde er dies tun.
Mareike Hermeier (Die Linke) machte Castor-Transporte zum Zwischenlager Ahaus (Nordrhein-Westfalen) zum Thema. Schneider sagte, die Regierung sei sich darin einig, nicht mehr in die Atomenergie einzusteigen. Allerdings habe man es mit einem „strahlenden Erbe“ zu tun. Der Transport der Atomabfälle aus dem Zwischenlager Jülich ins Zwischenlager Ahaus fänden unter „größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen“ statt, so der Minister. (vom/08.10.2025)