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Forschung

Forschungsstrategie gegen Long-Covid gefordert

Der Bundestag hat sich am Mittwoch, 15. März 2023, erstmals mit einem Antrag der CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel „Forschung zu Long Covid, ME/CFS und Post-Vac-Syndrom in Deutschland stärken“ (20/5983) befasst. Nach der Debatte überwiesen die Abgeordneten die Vorlage in den federführenden Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.

Antrag der Union

Die Unionsfraktion fordert eine langfristig und breit angelegte Forschungsstrategie gegen Long-Covid. Laut einer aktuellen Studie litten in Deutschland mindestens eine Million Bürger unter den Folgen einer Covid-Infektion und weltweit rund 65 Millionen Menschen, heißt es im Antrag der Fraktion. Die vielfach empfundene Hilflosigkeit im Umgang mit der Erkrankung sowie die kräftezehrende Suche nach einer zutreffenden Diagnose und wirksamen Behandlungsmethoden verbreiteten in der ganzen Breite der Gesellschaft unermessliches Leid und Verzweiflung. Daher richteten sich viele Hoffnungen auf Fortschritte in Wissenschaft und Forschung.

Die Abgeordneten fordern in ihrem Antrag, die Forschung zu Long-Covid, ME/CFS und dem sogenannten Post-Vac-Syndrom durch die Projektförderung des Bundes erheblich auszubauen. Die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung müssten schnellstmöglich bei den Betroffenen ankommen. (pk/ste/15.03.2023)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Wolfgang Kubicki

Wolfgang Kubicki

© Wolfgang Kubicki/ Tobias Koch

Kubicki, Wolfgang

Bundestagsvizepräsident

()
Katrin Staffler

Katrin Staffler

© Katrin Staffler/ Julia Rieck

Staffler, Katrin

CDU/CSU

()
Ruppert Stüwe

Ruppert Stüwe

© Photothek

Stüwe, Ruppert

SPD

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Michael Kaufmann

Michael Kaufmann

© Michael Kaufmann/Hagen Schnauss

Kaufmann, Prof. Dr. Michael

AfD

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Katrin Göring-Eckardt

Katrin Göring-Eckardt

© Katrin Göring-Eckardt/ Laurence Chaperon

Göring-Eckardt, Katrin

Bündnis 90/Die Grünen

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Petra Sitte

Petra Sitte

© Petra Sitte/Nancy Glor

Sitte, Dr. Petra

Die Linke

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Stephan Seiter

Stephan Seiter

© DBT/ Inga Haar

Seiter, Prof. Dr. Stephan

FDP

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Erich Irlstorfer

Erich Irlstorfer

© Erich Irlstorfer/Foto Krammer

Irlstorfer, Erich

CDU/CSU

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Dr. Lina Seitzl

Dr. Lina Seitzl

© Lina Seitzl/ Denise Claus/Kleinebildkunst

Seitzl, Dr. Lina

SPD

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Laura Kraft

Laura Kraft

© DBT / Inga Haar

Kraft, Laura

Bündnis 90/Die Grünen

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Maja Wallstein

Maja Wallstein

© Maja Wallstein/ Susie Knoll

Wallstein, Maja

SPD

()
Wolfgang Kubicki

Wolfgang Kubicki

© Wolfgang Kubicki/ Tobias Koch

Kubicki, Wolfgang

Bundestagsvizepräsident

()

Dokumente

  • 20/5983 - Antrag: Forschung zu Long COVID, ME/CFS und Post-Vac-Syndrom in Deutschland stärken
    PDF | 168 KB — Status: 14.03.2023
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • Fundstelle im Plenarprotokoll (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Beschluss

  • Überweisung 20/5983 beschlossen

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Gesundheit

Antrag fordert Hilfe für Betroffene des chronischen Erschöpfungssyndroms

Das Chronische Fatigue-Syndrom (CFS) stand im Mittelpunkt einer Bundestagsdebatte am Donnerstag, 19. Januar 2023. Die Abgeordneten haben einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel „ME/CFS-Betroffenen sowie deren Angehörigen endlich helfen – Für eine bessere Gesundheits- sowie Therapieversorgung, Aufklärung und Anerkennung“ (20/4886) beraten. Im Anschluss an die Debatte wurde der Antrag in den federführenden Ausschuss für Gesundheit überwiesen. 

Antrag der Union

Die Unionsfraktion fordert Hilfe für Patienten mit Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) und deren Angehörige. Die Versorgungslage der betroffenen Menschen und ihrer Angehörigen sei von Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit geprägt. Das Schicksal vieler Menschen werde schlichtweg übersehen, heißt es in ihrem Antrag. ME/CFS sei eine schwerwiegende Multisystemerkrankung vermuteter neuroimmunologischer Genese, die zu krankhafter Erschöpfung (Fatigue) und Verschlechterung der Symptome nach jeglicher Anstrengung (Post-Exertional Malaise) führe, heißt es in dem Antrag. Die Zahl der weltweit Erkrankten werde auf 17 bis 24 Millionen Menschen geschätzt. ME/CFS schränke die Lebensqualität der Betroffenen stark ein. Oft seien die Patienten auf Pflege durch Angehörige angewiesen. Über 60 Prozent der Betroffenen seien arbeitsunfähig, rund 25 Prozent könnten das Haus krankheitsbedingt nicht mehr verlassen oder seien sogar bettlägerig.

Die Abgeordneten fordern konkret, den Aufbau der im Koalitionsvertrag genannten Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen für ME/CFS unverzüglich finanziell und strukturell zu fördern. Auch sollte Betroffenen der Zugang zu Gesundheits- und Sozialsystemen erleichtert werden. Rehabilitationsangebote für Angehörige müssten gefördert werden, um deren physische und psychische Belastung zu reduzieren und die schulische oder berufliche Teilhabe auch für schwer Erkrankte zu ermöglichen.(hau/pk/19.01.2023)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Katrin Göring-Eckardt

Katrin Göring-Eckardt

© Katrin Göring-Eckardt/ Laurence Chaperon

Göring-Eckardt, Katrin

Bundestagsvizepräsidentin

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Sepp Müller

Sepp Müller

© Sepp Müller/ Tobias Koch

Müller, Sepp

CDU/CSU

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Martina Stamm-Fibich

Martina Stamm-Fibich

© DBT/ Inga Haar

Stamm-Fibich, Martina

SPD

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Dr. Christina Baum

Dr. Christina Baum

© Dr. Christina Baum/Fotodienst Bundestag

Baum, Dr. Christina

AfD

()
Linda Heitmann

Linda Heitmann

© GRÜNE Hamburg/Henning Angerer

Heitmann, Linda

Bündnis 90/Die Grünen

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Ates Gürpinar

Ates Gürpinar

© Ates Gürpinar/ Olaf Krostitz

Gürpinar, Ates

Die Linke

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Lars Lindemann

Lars Lindemann

© Lars Lindemann/ Harry Schnitger

Lindemann, Lars

FDP

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Erich Irlstorfer

Erich Irlstorfer

© Erich Irlstorfer/Foto Krammer

Irlstorfer, Erich

CDU/CSU

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Herbert Wollmann

Herbert Wollmann

© DBT/ Stella von Saldern

Wollmann, Dr. Herbert

SPD

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Simone Borchardt

Simone Borchardt

© Simone Borchardt

Borchardt, Simone

CDU/CSU

()
Ruppert Stüwe

Ruppert Stüwe

© Photothek

Stüwe, Ruppert

SPD

()
Katrin Göring-Eckardt

Katrin Göring-Eckardt

© Katrin Göring-Eckardt/ Laurence Chaperon

Göring-Eckardt, Katrin

Bundestagsvizepräsidentin

()

Dokumente

  • 20/4886 - Antrag: ME/CFS-Betroffenen sowie deren Angehörigen helfen - Für eine bessere Gesundheits- sowie Therapieversorgung, Aufklärung und Anerkennung
    PDF | 161 KB — Status: 14.12.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • Fundstelle im Plenarprotokoll (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Beschluss

  • Überweisung 20/4886 beschlossen

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Forschung

Experten fordern langfristige Förderung für Long-Covid-Forschung

Zeit: Mittwoch, 10. Mai 2023, 9.40 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal Sitzungssaal 4.300

Langfristige finanzielle Förderung, bundesweite Datenerhebungen und weniger Bürokratie: Um die Gesundheitsforschung im Bereich Long-Covid voranzubringen, muss die Politik ihren Beitrag leisten. Darin waren sich die geladenen Experten im Bildungsausschuss am Mittwoch, 10. Mai 2023, einig. Bei einer öffentlichen Anhörung diskutierten sie über die „Lehren aus der Corona-Pandemie für die Gesundheitsforschung“. Grundlage für die Anhörung war ein Antrag der Unionsfraktion zur Forschung zu Long Covid, ME/CFS und dem Post-Vac-Syndrom in Deutschland (20/5983).

Datenschutz versus Datennutzung

Für Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hans-Georg Kräusslich, Dekan der Medizinischen Fakultät in Heidelberg, sind die derzeitigen Datenschutzregelungen eine große Herausforderung für die Gesundheitsforschung. Datenschutz sei – auch bei Gesundheitsdaten – der „übergeordnete zentrale Wert“ bei Entscheidungen. Kräusslich forderte von der Politik daher bei der Abwägung Datenschutz versus Datennutzung im Gesundheitsbereich einen Paradigmenwechsel. Dabei argumentierte er mit einer Umfrage, laut der 90 Prozent der Patientinnen und Patienten bereit sind, ihre Daten für die Gesundheitsforschung weiterzugeben.

Auch Ralf Heyder von der Koordinierungsstelle Netzwerk Charité Universitätsmedizin und Prof. Dr. Christof von Kalle vom Berlin Institute of Health betonten in ihren Stellungnahmen, wie wichtig es für die Forschung sei, bundesweit Versorgungsdaten digital erheben und nutzen zu können. Dies ist laut von Kalle derzeit nur in Pilotprojekten möglich. Für die Post-Covid-Forschung sei eine gute Dateninfrastruktur wichtig. Daher müsse diese langfristig finanziert werden, sagte Heyder.

Differenzierte Forschung zu ME/CFS gefordert

Als eine der schwersten Formen von Long-Covid gilt laut Dr. med. Claudia Ebel ME/CFS. Die Ärztin leidet selbst seit einigen Jahren an der neurologischen Krankheit, die mit extremen Erschöpfungserscheinungen sowie körperlichen Beeinträchtigungen einhergeht. Bis zur Pandemie habe ME/CFS ein „Schattendasein“ geführt. Lange Zeit galt die Krankheit als „selten und nicht relevant“, wurde als psychosomatisch abgetan, sagte Ebel; womöglich auch, weil mehr Frauen betroffen seien.

ME/CFS trete nicht nur nach einer Erkrankung mit dem Corona-Virus auf. Ebel forderte daher differenziertere Forschungsprojekte, die auch Menschen in den Blick nehmen sollten, die bereits seit vielen Jahren erkrankt seien.

„Forschung ist teuer, aber Nichtstun ist noch teurer“

Rund 500.000 Menschen litten in Deutschland 2021 an ME/CFS, ergänzte Prof. Dr. med. Carmen Scheibenbogen vom Institut für Medizinische Immunologie Charité Campus Virchow Klinikum. Es sei an der Zeit, Medikamente gegen ME/CFS zu entwickeln und zur Zulassung zu bringen. Rund 10 Millionen Euro pro Jahr bräuchte es schätzungsweise, um deutschlandweite Studien durchzuführen: „Forschung ist teuer, aber Nichtstun ist noch teurer“, sagte Scheibenbogen.

Dass es lange dauern könne, bis die Forschungsergebnisse an den Kliniken ankommen werden, mahnte Prof. Dr. Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover. Long-Covid sei ein sehr heterogenes Krankheitsbild und die Vorstellung, dass „wir eine Ursache finden und genau eine Therapie entwickeln ist sehr naiv“, sagte er. Es werde vielmehr verschiedene Therapieansätze brauchen. Welte ist verantwortlich für die Long-Covid-Programme in Niedersachsen.

Sachverständiger wirbt für „offenen Diskurs“

Der Molekularbiologe Prof. Dr. rer. nat. Klaus Steger von der Universität Gießen thematisierte das Post-Vac-Syndrom. Leider sei dies in der Öffentlichkeit weniger diskutiert worden, sagte Steger. Er sieht „dringenden Bedarf an Grundlagenforschung“ zu RNA-Technologien und forderte, Long-Covid und Post-Vac besser voneinander abzugrenzen – auch wenn dies nicht einfach sei.

Für einen offenen Diskurs bei wissenschaftlichen Fragen sprach sie Prof. Dr. med. Hendrik Streeck vom Institut für Virologie der Universität Bonn aus. Weder sollten nur einzelne Wissenschaftler die Politik „monothematisch beraten“, noch dürfe Wissenschaft politisiert werden. Streeck forderte bei wissenschaftlichen Fragen und Entscheidungen die einzelnen Disziplinen zusammenzubringen.

Antrag der Union

Die Unionsfraktion fordert in ihrem Antrag eine langfristig und breit angelegte Forschungsstrategie gegen Long-Covid. Laut einer aktuellen Studie litten in Deutschland mindestens eine Million Bürger unter den Folgen einer Covid-Infektion und weltweit rund 65 Millionen Menschen, heißt es im Antrag der Fraktion. Die vielfach empfundene Hilflosigkeit im Umgang mit der Erkrankung sowie die kräftezehrende Suche nach einer zutreffenden Diagnose und wirksamen Behandlungsmethoden verbreiteten in der ganzen Breite der Gesellschaft unermessliches Leid und Verzweiflung. Daher richteten sich viele Hoffnungen auf Fortschritte in Wissenschaft und Forschung.

Die Abgeordneten fordern in ihrem Antrag, die Forschung zu Long-Covid, ME/CFS und dem sogenannten Post-Vac-Syndrom durch die Projektförderung des Bundes erheblich auszubauen. Die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung müssten schnellstmöglich bei den Betroffenen ankommen. (des/10.05.2023)

Dokumente

  • 20/5983 - Antrag: Forschung zu Long COVID, ME/CFS und Post-Vac-Syndrom in Deutschland stärken
    PDF | 168 KB — Status: 14.03.2023
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Tagesordnung

  • 46. Sitzung am Mittwoch, dem 10. Mai 2023, 9.30 Uhr - öffentliche Anhörung

Sachverständigenliste

  • Liste der Sachverständigen

Stellungnahmen

  • Schriftliche Stellungnahme von Herrn Prof. Dr. rer. nat. Klaus Steger
  • Schriftliche Stellungnahme von Frau Dr. med. Claudia Ebel und Katharina Milde
  • Schriftliche Stellungnahme von Herrn Prof. Dr. med. Christof von Kalle
  • Schriftliche Stellungnahme von Frau Prof. Dr. med. Carmen Scheibenbogen
  • Schriftliche Stellungnahme von Herrn Ralf Heyder

Weitere Informationen

  • Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Gesundheit

Experten fordern gezielte Hilfe für ME/CFS-Betroffene

Zeit: Mittwoch, 19. April 2023, 14.45 bis 15.45 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal E 300

Mediziner und Fachverbände fordern gezielte Hilfe für Patienten, die an Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) erkrankt sind. Benötigt würden eine spezialisierte Versorgung und eine verstärkte Forschung, erklärten Experten in einer Anhörung des Gesundheitsausschusses über einen Antrag der Unionsfraktion (20/4886). Die Sachverständigen äußerten sich in der Anhörung am Mittwoch, 19. April 2023, sowie in schriftlichen Stellungnahmen.

Antrag der Union

In dem Antrag heißt es, ME/CFS sei eine schwerwiegende Multisystemerkrankung, die zu krankhafter Erschöpfung (Fatigue) und Verschlechterung der Symptome nach jeglicher Anstrengung (Post-Exertional Malaise/PEM) führe. Die Zahl der weltweit Erkrankten werde auf 17 bis 24 Millionen Menschen geschätzt. ME/CFS schränke die Lebensqualität der Betroffenen stark ein. Oft seien die Patienten auf Pflege durch Angehörige angewiesen. Über 60 Prozent der Betroffenen seien arbeitsunfähig, rund 25 Prozent könnten das Haus krankheitsbedingt nicht mehr verlassen oder seien sogar bettlägerig.

Die Abgeordneten fordern, den Aufbau der im Koalitionsvertrag genannten Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen für ME/CFS unverzüglich finanziell und strukturell zu fördern. Auch sollte Betroffenen der Zugang zu Gesundheits- und Sozialsystemen erleichtert werden. Rehabilitationsangebote für Angehörige müssten gefördert werden, um deren physische und psychische Belastung zu reduzieren und die schulische oder berufliche Teilhabe auch für schwer Erkrankte zu ermöglichen.

„Im toten Winkel des Gesundheitssystems“

Nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS ist die Krankheit seit ihrer Einstufung als neurologische Erkrankung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1969 „marginalisiert oder falsch eingeordnet“ worden. ME/CFS liege seit Jahrzehnten „im toten Winkel des Gesundheitssystems“. Versorgungsstrukturen müssten von Grund auf neu entstehen. Das Ausmaß der Unterversorgung zeigt sich nach Angaben der Gesellschaft im Vergleich zu der ebenfalls neurologischen Erkrankung Multiple Sklerose (MS).

Für ME/CFS gebe es in Deutschland eine Ambulanz für Erwachsene und eine für Kinder und Jugendliche, für MS-Kranke hingegen fast 200 Anlaufstellen. Weiterhin stünden für MS 16 zugelassene Medikamente zur Verfügung, für ME/CFS kein einziges. Es sei über Jahrzehnte versäumt worden, in die ME/CFS-Forschung zu investieren. Der Verband forderte eine langfristig finanzierte Forschung, eine Aufklärungskampagne und spezielle Abrechnungsmöglichkeiten für ME/CFS.

Zunahme von ME/CFS durch Corona erwartet

Die Betroffeneninitiative Long Covid Deutschland (LCD) erklärte, ME/CFS führe zu einem oft lebenslangen und hohen Grad an körperlicher Behinderung. Eine Subgruppe der Patienten mit Post-Covid-Syndrom erfülle nach sechs Monaten die Diagnosekriterien für ME/CFS. Durch die anhaltenden Infektionen mit Sars-Cov-2 sei von einer zunehmenden Zahl von ME/CFS-Erkrankungen im Zusammenhang mit Covid-19 auszugehen.

Da ME/CFS weder heilbar sei, noch ursächlich therapiert werden könne, entwickle sich die Krankheit zu einem zunehmenden Kostenfaktor für das Gesundheits- und Sozialsystem.

Verbesserung der Patienten-Versorgung verlangt

Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sprach von einer wenig bekannten, sehr schweren Erkrankung. Mit Blick auf den Zusammenhang zwischen ME/CFS und Post/Long-Covid merkte der Verband an, der Verdacht auf zwei zugrundeliegende ähnliche postvirale Infektionssyndrome mit schwerwiegender Multisystembetroffenheit dränge sich geradezu auf.

Die Versorgung müsse sich sowohl für die Patienten mit gesicherter als auch mit Verdacht auf ME/CFS-Diagnose und für solche, die an einer ähnlichen Krankheitsausprägung infolge einer Sars-Cov-2-Infektion litten oder einen Verdacht aufwiesen, deutlich verbessern. Die Krankenhäuser hätten sich bereits um den Aufbau geeigneter Versorgungsstrukturen in Form von Spezialambulanzen bemüht.

Mehr Forschung gefordert

Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ist die Diagnose ME/CFS schwierig. Es gebe auch keine objektiven diagnostischen Tests zur Bestätigung der Erkrankung. Erforderlich sei daher fast immer eine aufwendige symptomorientierte, differenzialdiagnostische Abklärung, häufig als Ausschlussdiagnose.

Die KBV befürworte eine Prüfung, inwiefern standardisierte Diagnostikpfade etabliert werden könnten. Unterstützt werde auch die Forderung nach einer intensivierten Forschung zu ME/CFS. Erst eine zielgerichtete Forschung könne effektivere Versorgungsformen ermöglichen.

Chronische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

Von chronischen Erkrankungen betroffen sind auch Kinder und Jugendliche. Die Elterninitiative NichtGenesenKids berichtet von einer stetigen Zunahme an Anfragen und Beitrittswünschen. Eltern und Großeltern wendeten sich an die Initiative, weil zuvor aktive und sportliche Kinder nach einer Corona-Infektion nicht mehr gesund würden oder neue Symptome entwickelten. Viele Eltern seien verzweifelt, weil kompetente Anlaufstellen zur Diagnostik ebenso fehlten wie Therapieoptionen und Verständnis für die Situation. Der Gesundheitszustand mancher Kinder verschlechtere sich so stark, dass ein Schulbesuch nicht mehr möglich ist. Damit breche das komplette soziale Umfeld weg.

In der Anhörung machten Sachverständige deutlich, dass eine frühzeitige Diagnose entscheidend sei, um eine mögliche weitere Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Patienten zu verhindern. Uta Behrends von der Technischen Universität München sagte, die Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen sei aufwendiger als die bei Erwachsenen, zumal die Symptome unspezifischer ausfielen. Berücksichtigt werden müsse zudem, dass betroffene Kinder in der Ausbildung stünden und wichtige Zeit in ihrer Peergroup verlören. (pk/19.04.2023)

Dokumente

  • 20/4886 - Antrag: ME/CFS-Betroffenen sowie deren Angehörigen helfen - Für eine bessere Gesundheits- sowie Therapieversorgung, Aufklärung und Anerkennung
    PDF | 161 KB — Status: 14.12.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Tagesordnung

  • 63. Sitzung am Mittwoch, den 19. April 2023, 14:45 Uhr - öffentliche Anhörung

Protokolle

  • Wortprotokoll der 63. Sitzung vom 19.04.2023

Sachverständigenliste

  • Sachverständigenliste

Stellungnahmen

  • Deutsche Krankenhausgesellschaft
  • Deutsche Gesellschaft für ME/CFS
  • Initiative #SIGNforMECFS
  • NichtGenesenKids
  • Kassenärztliche Bundesvereinigung
  • Long Covid Deutschland
  • Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen und Prof. Dr. Uta Behrends
  • Fatigatio e. V.
  • GKV Spitzenverband
  • PD Dr. Dr. Bettina Hohberger

Weitere Informationen

  • Gesundheitsausschuss
  • Sonstige Stellungnahmen

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Gesundheit

Anträge für Forschungsstrategie gegen Long-Covid abgelehnt

Der Bundestag hat Anträge der Unionsfraktion für eine breit angelegte Forschungsstrategie gegen Long-Covid (20/5983) sowie für Hilfen für Patienten mit Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) und deren Angehörige (20/4886) zurückgewiesen. 

Gegen den ersten Antrag stimmten am Donnerstag, 6. Juli 2023, die Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP, Die Linke votierte für die Vorlage, die AfD enthielt sich. Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung hatte zur Abstimmung eine Beschlussempfehlung abgegeben (20/7477). Der zweite Antrag wurde gemäß einer Beschlussvorlage des Gesundheitsausschusses (20/6804) ebenfalls von den Koalitionsfraktionen abgelehnt. Linke und AfD votierten für die Initiative.

Erster Antrag der Union

Die Unionsfraktion forderte eine langfristig und breit angelegte Forschungsstrategie gegen Long-Covid. Laut einer aktuellen Studie litten in Deutschland mindestens eine Million Bürger unter den Folgen einer Covid-Infektion – weltweit seien es rund 65 Millionen Menschen, hieß es im Antrag der Fraktion. Die vielfach empfundene Hilflosigkeit im Umgang mit der Erkrankung sowie die kräftezehrende Suche nach einer zutreffenden Diagnose und wirksamen Behandlungsmethoden verbreiteten in der ganzen Breite der Gesellschaft unermessliches Leid und Verzweiflung. Daher richteten sich viele Hoffnungen auf Fortschritte in Wissenschaft und Forschung.
Die Abgeordneten forderten in ihrem Antrag, die Forschung zu Long-Covid, ME/CFS und dem sogenannten Post-Vac-Syndrom durch die Projektförderung des Bundes erheblich auszubauen. Die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung müssten schnellstmöglich bei den Betroffenen ankommen.

Zweiter Antrag der Union

Des Weiteren forderte die CDU/CSU-Fraktion Hilfe für ME/CFS-Patienten und deren Angehörige. Die Versorgungslage der betroffenen Menschen und ihrer Angehörigen sei von Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit geprägt. Das Schicksal vieler Menschen werde schlichtweg übersehen, hieß es in ihrem Antrag. ME/CFS sei eine schwerwiegende Multisystemerkrankung vermuteter neuroimmunologischer Genese, die zu krankhafter Erschöpfung (Fatigue) und Verschlechterung der Symptome nach jeglicher Anstrengung (Post-Exertional Malaise) führe.
Die Zahl der weltweit Erkrankten werde auf 17 bis 24 Millionen Menschen geschätzt. ME/CFS schränke die Lebensqualität der Betroffenen stark ein, schrieben die Abgeordneten. Oft seien die Patienten auf Pflege durch Angehörige angewiesen. Mehr als 60 Prozent der Betroffenen seien arbeitsunfähig, rund 25 Prozent könnten das Haus krankheitsbedingt nicht mehr verlassen oder seien sogar bettlägerig. 

Aufbau von interdisziplinären Ambulanzen fördern

Die Abgeordneten forderten konkret, den Aufbau der im Koalitionsvertrag genannten Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen für ME/CFS unverzüglich finanziell und strukturell zu fördern. Auch sollte Betroffenen der Zugang zu Gesundheits- und Sozialsystemen erleichtert werden.
Rehabilitationsangebote für Angehörige müssten gefördert werden, um deren physische und psychische Belastung zu reduzieren und die schulische oder berufliche Teilhabe auch für schwer Erkrankte zu ermöglichen. (pk/hau/ste/06.07.2023)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Aydan Özoğuz

Aydan Özoğuz

© Deutscher Bundestag / Stella von Saldern

Özoguz, Aydan

Bundestagsvizepräsidentin

()
Stephan Seiter

Stephan Seiter

© DBT/ Inga Haar

Seiter, Prof. Dr. Stephan

FDP

()
Stephan Albani

Stephan Albani

© Deutschen Bundestag/ Stella von Saldern

Albani, Stephan

CDU/CSU

()
Ruppert Stüwe

Ruppert Stüwe

© Photothek

Stüwe, Ruppert

SPD

()
Dr. Christina Baum

Dr. Christina Baum

© Dr. Christina Baum/Fotodienst Bundestag

Baum, Dr. Christina

AfD

()
Linda Heitmann

Linda Heitmann

© GRÜNE Hamburg/Henning Angerer

Heitmann, Linda

Bündnis 90/Die Grünen

()
Nadine Schön

Nadine Schön

© Nadine Schön/Tobias Koch

Schön, Nadine

CDU/CSU

()
Linda Heitmann

Linda Heitmann

© GRÜNE Hamburg/Henning Angerer

Heitmann, Linda

Bündnis 90/Die Grünen

()
Kathrin Vogler

Kathrin Vogler

© Kathrin Vogler/ Jennifer Kölker

Vogler, Kathrin

Die Linke

()
Lars Lindemann

Lars Lindemann

© Lars Lindemann/ Harry Schnitger

Lindemann, Lars

FDP

()
Sepp Müller

Sepp Müller

© Sepp Müller/ Tobias Koch

Müller, Sepp

CDU/CSU

()
Aydan Özoğuz

Aydan Özoğuz

© Deutscher Bundestag / Stella von Saldern

Özoguz, Aydan

Bundestagsvizepräsidentin

()

Dokumente

  • 20/4886 - Antrag: ME/CFS-Betroffenen sowie deren Angehörigen helfen - Für eine bessere Gesundheits- sowie Therapieversorgung, Aufklärung und Anerkennung
    PDF | 161 KB — Status: 14.12.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/5983 - Antrag: Forschung zu Long COVID, ME/CFS und Post-Vac-Syndrom in Deutschland stärken
    PDF | 168 KB — Status: 14.03.2023
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/6804 - Beschlussempfehlung und Bericht: zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU - Drucksache 20/4886 - ME/CFS-Betroffenen sowie deren Angehörigen helfen - Für eine bessere Gesundheits- sowie Therapieversorgung, Aufklärung und Anerkennung
    PDF | 195 KB — Status: 12.05.2023
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/7477 - Beschlussempfehlung und Bericht: zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU - Drucksache 20/5983 - Forschung zu Long COVID, ME/CFS und Post-Vac-Syndrom in Deutschland stärken
    PDF | 196 KB — Status: 27.06.2023
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • Fundstelle im Plenarprotokoll (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Beschluss

  • Rede zu Protokoll: Stamm-Fibich, Martina (SPD)
  • Beschlussempfehlung 20/7477 (Antrag 20/5983 ablehnen) angenommen
  • Beschlussempfehlung 20/6804 (Antrag 20/48886 ablehnen) angenommen

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

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© Deutscher Bundestag

Ausdruck aus dem Internet-Angebot des Deutschen Bundestages

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2023/kw27-de-long-covid-954914

Stand: 26.08.2025