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Kultur

Mahnmal für verfolgte und ermordete Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus

Die Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP haben einen gemeinsamen Antrag vorgelegt, der ein Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas (20/6710) fordert. Die Vorlage wurde am Donnerstag, 11. Mai 2023, erstmals beraten und anschließend in den Ausschuss für Kultur und Medien zur weiteren Befassung überwiesen.

Überfraktioneller Antrag

Die Mitglieder der Religionsgemeinschaft hätten aus ihrem Glauben heraus geschlossen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet und seien eine der ersten im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Gruppen gewesen, heißt es in dem gemeinsamen Antrag.

Nach dem Willen der vier Fraktionen soll sich die Bundesregierung unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen für ein Denkmal für die verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa am historischen Ort im Berliner Tiergarten einsetzen und über die Verfolgung dieser Opfergruppe informieren. Das Mahnmal soll aus einer Gedenkskulptur und Informationstafeln bestehen. Die Realisierung des Mahnmals soll in Abstimmung mit dem Land Berlin erfolgen, mit der Planung und Umsetzung soll die Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas beauftragt werden. Darüber hinaus soll die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um Defizite in der Aufarbeitung der Geschichte, der öffentlichen Anerkennung und der wissenschaftlichen Erforschung der verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa zu beseitigen. (hau/11.05.2023)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Katrin Göring-Eckardt

Katrin Göring-Eckardt

© Katrin Göring-Eckardt/ Laurence Chaperon

Göring-Eckardt, Katrin

Bundestagsvizepräsidentin

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Erhard Grundl

Erhard Grundl

© Erhard Grundl/Fotoatelier am Hafen/German Popp

Grundl, Erhard

Bündnis 90/Die Grünen

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Annette Widmann-Mauz

Annette Widmann-Mauz

© Annette Widmann-Mauz/ Tobias Koch

Widmann-Mauz, Annette

CDU/CSU

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Marianne Schieder

Marianne Schieder

© Barbara Stopfer

Schieder, Marianne

SPD

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Dr. Marc Jongen

Dr. Marc Jongen

© Dr. Marc Jongen/ privat

Jongen, Dr. Marc

AfD

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Thomas Hacker

Thomas Hacker

© Thomas Hacker/ Jannik Jürß

Hacker, Thomas

FDP

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Petra Pau

Petra Pau

© Deutscher Bundestag/Stella von Saldern

Pau, Petra

Die Linke

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Simona Koß

Simona Koß

© SPD-Bundestagsfraktion/ Photothek

Koß, Simona

SPD

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Katrin Göring-Eckardt

Katrin Göring-Eckardt

© Katrin Göring-Eckardt/ Laurence Chaperon

Göring-Eckardt, Katrin

Bundestagsvizepräsidentin

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Dokumente

  • 20/6710 - Antrag: Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas
    PDF | 207 KB — Status: 09.05.2023
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • Fundstelle im Plenarprotokoll (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Beschluss

  • Überweisung 20/6710 beschlossen

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Kultur

Experten: Mahnmal für Zeugen Jehovas ist überfällig

Zeit: Montag, 22. Mai 2023, 11 Uhr
Ort: Berlin, Jakob-Kaiser-Haus, Sitzungssaal 1.302

Die Historiker Wolfgang Benz, Detlef Garbe, Tim Müller und Uwe Neumärker halten die geplante Errichtung eines Mahnmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Zeugen Jehovas für „überfällig“. Dies betonten die vier Wissenschaftler als Sachverständige in einer öffentlichen Anhörung des Kulturausschusses am Montag, 22. Mai 2023, zu dem von den Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gemeinsam vorgelegten Antrag (20/6710) für ein solches Mahnmal im Berliner Tiergarten.

Widerstand gegen Nationalsozialismus

Wolfgang Benz und Detlef Garbe wiesen darauf hin, dass die Zeugen Jehovas als einzige religiöse Gemeinschaft geschlossen Widerstand gegen Nationalsozialismus geleistet hätten. Die rund 25.000 Zeugen Jehovas im Deutschen Reich hätten den sogenannten „Hitlergruß“, den Eid auf Adolf Hitler, den Wehrdienst und jegliche Beschäftigung in der Rüstungsindustrie konsequent verweigert, führte Benz an. Die Glaubensgemeinschaft sei bereits 1933 verboten worden und ab 1934 sei es zu einer großen Zahl von Inhaftierungen in Konzentrationslagern gekommen, sagte Garbe. Im KZ seien die Zeugen Jehovas mit einem „lila Winkel“ gekennzeichnet worden. „Im Gegensatz zur Mehrheit der Christen haben sie nicht weggeschaut“ angesichts der nationalsozialistischen Verbrechen gegenüber den Juden und anderen verfolgten Gruppen, betonte Benz. Die Nationalsozialisten hätten die Glaubensgemeinschaft „unter dem Beifall katholischer und protestantischer Kirchenfürsten“ als Helfer des Kommunismus diffamiert.

Garbe betonte, dass die Verfolgung der Zeugen Jehovas im Nachkriegsdeutschland lange Zeit verdrängt worden und unerforscht geblieben sei. In Westdeutschland seien Entschädigungszahlungen für die Verfolgungen aufgrund des verweigerten Wehrdienstes vom Bundesgerichtshof abgelehnt worden mit der Begründung, dass die Wehrdienstverweigerung kein widerständiges Verhalten dargestellt habe. In DDR sei den Zeugen Jehovas der Status als Verfolgte des Faschismus aberkannt worden und 1950 seien sie erneut verboten worden. Bis heute sei der Blick der Mehrheitsgesellschaft auf die Zeugen Jehovas von Vorurteilen geprägt, sagte Garbe.

Widerstand aus antitotalitärer christlicher Ethik

Tim Müller, Vorstandsmitglied der Arnold-Liebster-Stiftung, wies darauf hin, dass den Zeugen Jehovas aus verschiedenen Widerstandsgruppen während des Nationalsozialismus viel Bewunderung entgegen gebracht worden sei. Ihre selbstlose Hilfe innerhalb und außerhalb der Konzentrationslager für andere Opfergruppen ginge aus vielen zeitgenössischen Dokumenten hervor.

Der Widerstand der Zeugen Jehovas sei nicht aus politischen Gründen erfolgt, sondern aus einer „antitotalitären christlichen Ethik“ heraus „mit Mut und Menschlichkeit“, sagte Müller. Die Errichtung eines zentralen Mahnmals in Berlin sollte nicht nur als „spät angenommene Pflicht, sondern als Ehre für den deutschen Staat“ verstanden werden.

„Verantwortung für alle Opfer des Nationalsozialismus“

Der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, bezeichnete die Errichtung eines Mahnmals für die verfolgten Zeugen Jehovas als „überfällig“. Auch wenn der Holocaust, die Ermordung von sechs Millionen Juden ein Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Massenverbrechen im besetzten Europa besitze, so übernehme Deutschland die moralische Verantwortung für alle Opfer des Nationalsozialismus. Aus diesem Grund ehre der Bundestag sie alle am 27. Januar eines jeden Jahres in einer Gedenkveranstaltung und habe die Bundesrepublik in ihrer Hauptstadt nationale Denkmäler auch für die verfolgten Homosexuellen, die ermordeten Sinti und Roma sowie die Opfer der „Euthanasie“-Morde errichtet.

Wolfgang Benz verwies darauf, dass es sich beim vorgesehenen Ort für das Mahnmal im Berliner Tiergarten nahe des Goldfischteichs um einen historisch authentischen Ort handelt. Der Goldfischteich sei ein Ort des Widerstands gegen das NS-Regime gewesen. Dort habe Ernst Varduhn, bei den Zeugen Jehovas in leitender Position engagiert, eine Stuhlvermittlung betrieben. Sein Gewerbe habe als zentraler Treffpunkt gedient, an dem Flugschriften gegen den Nationalsozialismus an Kuriere übergeben worden seien, führte Benz aus. Im Sommer 1936 sei Varduhn festgenommen und inhaftiert worden.

Mahnmal im Berliner Tiergarten

Nach dem Willen der vier Fraktionen soll sich die Bundesregierung unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen für ein Denkmal für die verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa am historischen Ort im Berliner Tiergarten einsetzen und über die Verfolgung dieser Opfergruppe informieren.

Das Mahnmal soll aus einer Gedenkskulptur und Informationstafeln bestehen. Die Realisierung des Mahnmals soll in Abstimmung mit dem Land Berlin erfolgen, mit der Planung und Umsetzung soll die Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas beauftragt werden. Darüber hinaus soll die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um Defizite in der Aufarbeitung der Geschichte, der öffentlichen Anerkennung und der wissenschaftlichen Erforschung der verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa zu beseitigen. (aw/22.05.2023)

Dokumente

  • 20/6710 - Antrag: Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas
    PDF | 207 KB — Status: 09.05.2023
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Tagesordnung

  • 35. Sitzung am Montag, dem 22. Mai 2023, öffentlich

Protokolle

  • Protokoll der 35. Sitzung vom 22.05.2023

Stellungnahmen

  • Stellungnahme Prof. Dr. Wolfgang Benz
  • Stellungnahme Prof. Dr. Detlef Garbe
  • Stellungnahme Dr. Tim B. Müller
  • Stellungnahme Uwe Neumärker

Weitere Informationen

  • Ausschuss für Kultur und Medien

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Kultur

Einstimmiges Votum für Mahn­mal für die verfolgten und er­mordeten Zeugen Jehovas

Der Bundestag hat am Donnerstag, 22. Juni 2023, einstimmig für die Errichtung eines Mahnmals für die während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten Zeugen Jehovas votiert. Alle Fraktionen billigten einen entsprechenden gemeinsamen Antrag von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP (20/6710). Zur Abstimmung lag eine Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien (20/7111) vor. 

Gemeinsamer Antrag von Koalition und Union

Die Mitglieder der Religionsgemeinschaft hätten aus ihrem Glauben heraus geschlossen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet und seien eine der ersten im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Gruppen gewesen, heißt es in dem Antrag. Nach dem Willen der Fraktionen soll sich die Bundesregierung unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen für ein Denkmal für die verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa am historischen Ort im Berliner Tiergarten einsetzen und über die Verfolgung dieser Opfergruppe informieren. Das Mahnmal soll aus einer Gedenkskulptur und Informationstafeln bestehen.

Das Mahnmal soll in Abstimmung mit dem Land Berlin realisiert werden, mit der Planung und Umsetzung soll die Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas beauftragt werden. Darüber hinaus wird die Bundesregierung aufgefordert, Defizite in der Aufarbeitung der Geschichte, der öffentlichen Anerkennung und der wissenschaftlichen Erforschung der verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa zu beseitigen. (vom/aw/ste/22.06.2023)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Aydan Özoğuz

Aydan Özoğuz

© Deutscher Bundestag / Stella von Saldern

Özoguz, Aydan

Bundestagsvizepräsidentin

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Claudia Roth

Claudia Roth

© Claudia Roth/ Kristian Schuller

Roth (Augsburg), Claudia

Staatsministerin für Kultur und Medien

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Annette Widmann-Mauz

Annette Widmann-Mauz

© Annette Widmann-Mauz/ Tobias Koch

Widmann-Mauz, Annette

CDU/CSU

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Marianne Schieder

Marianne Schieder

© Barbara Stopfer

Schieder, Marianne

SPD

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Dr. Götz Frömming

Dr. Götz Frömming

© Götz Frömming/ Olga Grenner

Frömming, Dr. Götz

AfD

()
Thomas Hacker

Thomas Hacker

© Thomas Hacker/ Jannik Jürß

Hacker, Thomas

FDP

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Petra Pau

Petra Pau

© Deutscher Bundestag/Stella von Saldern

Pau, Petra

Die Linke

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Helge Lindh

Helge Lindh

© Photothek Media Lab

Lindh, Helge

SPD

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Michael Frieser

Michael Frieser

© Michael Frieser/ Lutz Wolf

Frieser, Michael

CDU/CSU

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Dirk Wiese

Dirk Wiese

© Dirk Wiese/ Marco Urban

Wiese, Dirk

SPD

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Yvonne Magwas

Yvonne Magwas

© Yvonne Magwas/Tobias Koch

Magwas, Yvonne

Bundestagsvizepräsidentin

()

Dokumente

  • 20/6710 - Antrag: Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas
    PDF | 207 KB — Status: 09.05.2023
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/7111 - Beschlussempfehlung und Bericht: zu dem Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP - Drucksache 20/6710 - Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas
    PDF | 189 KB — Status: 06.06.2023
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
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Beschluss

  • Beschlussempfehlung 20/7111 (Antrag 20/6710 annehmen) angenommen

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

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https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2023/kw19-de-mahnmal-zeugen-jehovas-945488

Stand: 28.08.2025