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Familie

Ministerin Spiegel kündigt Anlauf­stellen für ukra­inische Waisenkinder an

Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen) hat angesichts des Krieges in der Ukraine und Hunderttausenden Flüchtlingen angekündigt, Kinder und Jugendliche aus ukrainischen Waisenhäusern und Kinderheimen in Deutschland aufzunehmen. In der Plenardebatte am Freitag, 25. März 2022, über den Einzelplan 17 des Entwurfs für den Bundeshaushalt 2022 für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (20/1000) bekräftigte sie das Vorhaben der Bundesregierung, eine bundesweite Anlaufstelle für ukrainische Waisenkinder und ihre Betreuer einzurichten.

„Koordinierung für evakuierte Waisenhäuser übernehmen“

„Wir stehen bereit, die Koordinierung für die evakuierten Waisenhäuser zu übernehmen“, sagte Spiegel bei der Einbringung des Etatentwurfs im Bundestag. Es sei wichtig, für die elternlosen Kinder „so viel Geborgenheit und Stabilität wie möglich“ zu schaffen. Dazu gehöre, dass sie zusammenblieben und nicht von ihren Betreuern getrennt würden, erklärte die Ministerin. Das Konzept für die Stelle liege vor.

Ziel der Bundesregierung sei es darüber hinaus, den geflüchteten Familien in Deutschland „schnell und unbürokratisch“ zu helfen und Zugang zu Sprachkursen und psychosozialer Betreuung zu ermöglichen.

Rund 7,7 Milliarden fließen ins Elterngeld

Der Etatentwurf, den die Ampelkoalition einbringe, stehe für „Hilfe, Förderung und Unterstützung aller Kinder und ihrer Familien“ in Deutschland. Für das Elterngeld, die „bekannteste und beliebteste Familienleistung“ stünden rund 7,7 Milliarden Euro bereit. Spiegel stellte zudem weitere Entlastungen in Aussicht: Mit dem Kindersofortzuschlag in Höhe von 20 Euro pro Monat sei geplant, ab 1. Juli 2022 von Armut betroffene Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Auch Kinder aus der Ukraine sollten diesen Zuschlag erhalten, betonte die Ministerin. Für den Aufbau einer eigenen Kindergrundsicherung sei eine interministerielle Arbeitsgruppe eingesetzt worden.

Auch von den Entlastungspaketen, die die Bundesregierung geschnürt habe, würden Familien profitieren: „Der Einmalbonus pro Kind und weitere 100 Euro speziell für die Bezieher von Sozialleistungen sind ein wichtiges Plus im Geldbeutel der Familien“, sagte Spiegel.

Union kritisiert sinkende Ausgaben

Silvia Breher, familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, ging die Ministerin jedoch frontal an: Der Haushaltsentwurf sei insgesamt ein „Vertrag zu Lasten der Kinder“, „da müsste doch zumindest mehr für sie drin sein“, monierte sie. Doch stattdessen sehe der Etatentwurf reduzierte Ausgaben vor: „Erstmals sinkt der Etat auf 12,6 Milliarden Euro“ – und das trotz Corona-Pandemie und Flüchtlingskrise.

Breher warf Spiegel vor, Worten keine Taten folgen zu lassen. Ob Elterngeld-Reform oder Kindergrundsicherung, solche Vorhaben seien im Haushalt noch gar nicht hinterlegt.  Auch finde man dort keine eingeplanten Ausgaben für den Kita-Ausbau und die Weiterentwicklung des Gute-Kita-Gesetzes.

Grüne für Sofortprogramm für Kita- und Ganztagsausbau

Den Vorwürfen, die Ampel bleibe beim Kita- und Ganztagsausbau stehen, trat Bruno Hönel (Bündnis 90/Die Grünen) sofort entgegen: Angesichts der vielen Kinder und Familien aus der Ukraine, setze sich seine Fraktion dafür ein, ein Sofortprogramm in den Ergänzungshaushalt aufzunehmen.

Der vorliegende Etatentwurf in Höhe von rund 12,6 Milliarden Euro sei außerdem im Vergleich zum ersten Entwurf der Vorgängerregierung um 147 Millionen Euro höher, stellte er klar.

AfD: Ministerin ignoriert „demografische Katastrophe“

Martin Reichardt (AfD) attackierte die Ministerin heftig: Ihre „feministische“ Politik sei fehlgeleitet, Spiegel selbst „egoistisch“. Das zeige ihr Verhalten während der Flutkatastrophe: Statt sich um die bedrohten Menschen zu kümmern, sei die Grüne vor allem um ihr Image besorgt gewesen, erneuerte der AfD-Abgeordnete bekannte Vorwürfe seiner Fraktion.

Ähnlich verhalte es sich mit ihrer Familienpolitik: Die eigentliche „demografische Katastrophe“ ignoriere die Ministerin, behauptete Reichardt. „Der Bestandsverlust von 25 Prozent pro Generation“ bedrohe die Sozialsysteme, dennoch würden die familienpolitischen Leistungen wie das Elterngeld nicht angepasst.

Linke für schnelle Umsetzung der Kindergrundsicherung

Hart ins Gericht mit dem vorgelegten Haushalt ging auch Dr. Gesine Lötzsch: Die haushaltspolitische Sprecherin der Linksfraktion nannte es „diskriminierend und beschämend“, dass jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut bedroht sei und mahnte bezüglich der geplanten Kindergrundsicherung zur Eile. Wenn es möglich sei, „quasi über Nacht“ ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden für die Bundeswehr zu beschließen, dann müsse es doch möglich sein die Kindergrundsicherung innerhalb eines Jahres auf den Weg zu bringen.

Zu knapp bemessen sei auch der Kindersofortzuschlag mit 20 Euro. Im Kampf gegen Kinderarmut müsse die Ampel dringend noch zulegen, forderte die Linken-Abgeordnete.

FDP lobt Corona-Aufholprogramm mit besserer Ausstattung

Den Haushaltsentwurf verteidigte hingegen die FDP-Haushaltspolitikerin Claudia Raffelhüschen: Der Einzelplan 17 stelle die ins Zentrum, die in den zwei Jahren Pandemie besonders gelitten hätten – die Kinder und Jugendlichen.

Um zusätzliche 273 Millionen Euro stocke die Ampelkoalition so zum Beispiel das ursprünglich mit zwei Milliarden ausgestattete Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ auf, welches Kinder unter anderem dabei unterstütze, Lernrückstände aufzuholen.

SPD: Rekordsumme für Demokratieförderung

Die SPD-Abgeordnete Elisabeth Kaiser betonte zudem die erhöhten Ausgaben für die Demokratieförderung: Mit einer „Rekordsumme von 183 Millionen Euro“ stärke die Regierung all denen den Rücken, die für „die Demokratie Gesicht und Mut“ zeigten. 165,5 Millionen Euro seien allein für das Programm „Demokratie leben“ eingestellt.

Ihre Fraktionskollegin Josephine Ortleb (SPD) hob zudem die Maßnahmen zur Förderung von Gleichstellung hervor, merkte aber an, dass sie sich von den kommenden Haushaltsberatungen eine noch bessere finanzielle Ausstattung der Antidiskriminierungsstelle und der Bundestiftung Gleichstellung sowie mehr Unterstützung für Frauenverbände erhoffe.

Elterngeld größter Posten im Familienetat

Der Einzelplan 17 des Bundeshaushalts 2022 (20/1000) sieht Ausgaben von 12,6 Milliarden Euro vor gegenüber 13,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Familienministerin Spiegel kann mit Einnahmen von 199 Millionen Euro rechnen (wie 2021). Mit 12,34 Milliarden Euro bilden die Zuweisungen und Zuschüsse das Gros des Etatentwurfs (2021: 11,99 Milliarden Euro). 

Für gesetzliche Leistungen für Familien sind 10,76 Milliarden Euro eingeplant (2021: 10,48 Milliarden Euro). Größter Einzelposten ist das Elterngeld, das mit 7,73 Milliarden Euro zu Buche schlägt (2021: 7,49 Milliarden Euro). Auf das Kindergeld und den Kinderzuschlag entfallen 1,7 Milliarden Euro (2021: 1,68 Milliarden Euro). Für Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz sind 1,02 Milliarden Euro eingeplant nach einer Milliarde Euro im vergangenen Jahr.

Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie

Eingespart werden soll bei der Kinder- und Jugendpolitik, für die noch 984,27 Millionen Euro bereitstehen (2021: 1,9 Milliarden Euro). Aufgestockt werden sollen allerdings die Ausgaben zur Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie, und zwar von 150,5 Millionen Euro auf 183,5 Millionen Euro. Die Zuschüsse und Leistungen für laufende Zwecke an Länder, Träger und Aufgaben der freien Jugendhilfe summieren sich auf 267,88 Millionen Euro (2021: 234,53 Millionen Euro).

567,59 Millionen Euro soll die Ministerin für die Stärkung der Zivilgesellschaft, für Familien-, Gleichstellungs- und Seniorenpolitik ausgeben können (2021: 534,82 Millionen Euro). Davon entfallen 356,1 Millionen Euro auf die Stärkung der Zivilgesellschaft (2021: 363,76 Millionen Euro) und 207,2 Millionen Euro auf den Bundesfreiwilligendienst (wie 2021). (sas/vom/25.03.2021)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Bärbel Bas

Bärbel Bas

© Bärbel Bas / Photothek Media Lab

Bas, Bärbel

Bundestagspräsidentin

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Anne Spiegel

Anne Spiegel

© picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Spiegel, Anne

Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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Silvia Breher

Silvia Breher

© Silvia Breher/ Anne Hufnagl

Breher, Silvia

CDU/CSU

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Elisabeth Kaiser

Elisabeth Kaiser

© Photothek Media Lab

Kaiser, Elisabeth

SPD

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Martin Reichardt

Martin Reichardt

© Martin Reichardt/Daniel Schneider

Reichardt, Martin

AfD

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Claudia Raffelhüschen

Claudia Raffelhüschen

© Claudia Raffelhüschen/Stefan Trocha Photography

Raffelhüschen, Claudia

FDP

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Gesine Lötzsch

Gesine Lötzsch

© Dr. Gesine Lötzsch/Olaf Kostritz

Lötzsch, Dr. Gesine

Die Linke

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Bruno Hönel

Bruno Hönel

© Bruno Hönel/Stefan Kaminski

Hönel, Bruno

Bündnis 90/Die Grünen

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Gero Storjohann

Gero Storjohann

© Deutscher Bundestag / Inga Haar

Storjohann, Gero

CDU/CSU

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Josephine Ortleb

Josephine Ortleb

© Josephine Ortleb/SPD-Bundestagsfraktion

Ortleb, Josephine

SPD

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Ulrike Schielke-Ziesing

Ulrike Schielke-Ziesing

© Ulrike Schielke-Ziesing/ Aljaz Brunec

Schielke-Ziesing, Ulrike

AfD

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Matthias Seestern-Pauly

Matthias Seestern-Pauly

© DBT/ Stella von Saldern

Seestern-Pauly, Matthias

FDP

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Heidi Reichinnek

Heidi Reichinnek

© Heidi Reichinnek / Olaf Krostitz

Reichinnek, Heidi

Die Linke

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Erik von Malottki

Erik von Malottki

© Erik von Malottki/ Foto Peters

Malottki, Erik von

SPD

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Anne Janssen

Anne Janssen

© Anne Janssen/Tobias Koch

Janssen, Anne

CDU/CSU

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Gyde Jensen

Gyde Jensen

© Gyde Jensen/ Tobias Holzweiler

Jensen, Gyde

FDP

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Felix Döring

Felix Döring

© Felix Döring / Anna Voelske

Döring, Felix

SPD

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Paul Lehrieder

Paul Lehrieder

© DBT/ Inga Haar

Lehrieder, Paul

CDU/CSU

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Jasmina Hostert

Jasmina Hostert

© Jasmina Hostert/ Anna Voelske

Hostert, Jasmina

SPD

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Leni Breymaier

Leni Breymaier

© Leni Breymaier/Fionn Grosse

Breymaier, Leni

SPD

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Aydan Özoğuz

Aydan Özoğuz

© Deutscher Bundestag / Stella von Saldern

Özoguz, Aydan

Bundestagsvizepräsidentin

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Dokumente

  • 20/1000 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022)
    PDF | 20 MB — Status: 18.03.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • Fundstelle im Plenarprotokoll (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Haushalt

495,8 Milliarden Euro für den Bundes­haushalt 2022 geplant

Geldkassette mit Bundesadler aus der viele Geldscheine quellen. Symbolbild

Der Bundestag plant in diesem Jahr mit Ausgaben in Höhe von 495,8 Milliarden Euro. (© picture alliance / Ulrich Baumgarten | Ulrich Baumgarten)

Nach mehr als 14-stündigen Beratungen hat der Haushaltsausschuss am frühen Freitagmorgen, 20. Mai 2022, den Bundeshaushalt 2022 beschlossen. Gegenüber dem Ergänzungshaushalt sind bei gleichbleibender Neuverschuldung im Ergebnis höhere Ausgaben geplant. Danach sind in diesem Jahr Ausgaben in Höhe von 495,8 Milliarden Euro vorgesehen.

Der Ende April von der Bundesregierung vorgelegte Ergänzungshaushalt (20/1200)  hatte noch Ausgaben in Höhe von 483,9 Milliarden Euro (+ 11,9 Milliarden Euro) vorgesehen. Der im März eingebrachte Regierungsentwurf (20/1000) taxierte die Ausgaben auf 457,6 Milliarden Euro (+ 38,2 Milliarden Euro). 2021 hatte der Bund 556,6 Milliarden Euro ausgegeben (Soll 2021: 572,7 Milliarden Euro).

Ausgaben übersteigen die Steuer- und sonstigen Einnahmen

Die geplanten Ausgaben übersteigen die Steuer- und sonstigen Einnahmen deutlich. Zum Ausgleich ist – wie im Ergänzungshaushalt – eine Nettokreditaufnahme von 138,9 Milliarden Euro avisiert. Im ursprünglichen Regierungsentwurf hatte die Bundesregierung mit 99,7 Milliarden Euro gerechnet. 2021 hatte der Bund Kredite in Höhe von 215,4 Milliarden Euro aufgenommen. Die Neuverschuldung liegt damit wie 2020 und 2021 über der von der Schuldenregel des Grundgesetzes regulär zulässigen Kreditaufnahme. Für die Aufnahme wird der Bundestag erneut eine Ausnahme von der Schuldenregel beschließen müssen.

Die Steuereinnahmen sollen in diesem Jahr nunmehr 328,4 Milliarden Euro betragen. Das sind rund vier Milliarden Euro weniger, als im Ergänzungshaushalt und im Regierungsentwurf vorgesehen waren. Die Bundesregierung hatte zwischenzeitlich steuerliche Entlastungen beschlossen. 2021 lagen die Steuereinnahmen bei 313,5 Milliarden Euro. Die sonstigen Einnahmen fallen demgegenüber im diesem Jahr mit 28,4 Milliarden Euro um 15,9 Milliarden Euro höher aus als im Ergänzungshaushalt und liegen etwas über dem Vorjahresniveau. Für Investitionen werden im Haushalt nun 51,5 Milliarden Euro ausgewiesen, etwas mehr als die 50,8 Milliarden Euro des Ergänzungshaushaltes und des ursprünglichen Regierungsentwurfes. 2021 waren es laut Haushaltsabschluss 45,8 Milliarden Euro.

Der durch den Ausschuss veränderte Entwurf wird in der Woche vom 30. Mai bis 3. Juni abschließend im Plenum beraten. In den vergangenen Wochen hatte der Haushaltsausschuss jeden Einzelplan separat beraten und erste Änderungen vorgenommen. Auch in der Bereinigungssitzung nahm der Ausschuss zahlreiche Veränderungen an der Vorlage vor. Der Gesamtentwurf passierte den Ausschuss mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen von SPD, Bündnis 90/die Grünen und FDP gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen von CDU/CSU, AfD und Die Linke. (scr/20.05.2022)

Dokumente

  • 20/1000 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022)
    PDF | 20 MB — Status: 18.03.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1200 - Ergänzung zum Gesetzentwurf: Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022
    PDF | 667 KB — Status: 27.04.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

Familie

Höhere Zuschüsse für die freie Jugendhilfe beschlossen

Der Bundestag hat am Dienstag, 31. Mai 2022, dem Etat des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen zugestimmt. Der Entwurf des Einzelplans 17 des Haushaltsgesetzes 2022 (20/1000, 20/1002) sieht Ausgaben in Höhe von 12,6 Milliarden Euro vor, wobei der Haushaltsausschuss den Regierungsansatz noch um 18,3 Millionen Euro aufgestockt hat. Im vergangenen Jahr standen dem jetzt von Bundesministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) geleiteten Ministerium 13,2 Milliarden Euro zur Verfügung.

Im Ergänzungshaushalt (20/1200, 20/1201) sind im Einzelplan 60 (Allgemeine Finanzverwaltung) für den Geschäftsbereich der Ministerin zudem Verstärkungsmittel in Höhe von 35 Millionen Euro für Ausgaben in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine vorgesehen. Keine Mehrheit fand hingegen ein Änderungsantrag der CDU/CSU-Fraktion (20/2037), der unter anderem die Erhöhung der Mittel im Bereich der sprachlichen Bildung in den Kindertageseinrichtungen forderte. Die Vorlage wurde gegen die Stimmen der Antragsteller und der Linksfraktion bei Enthaltung der AfD-Fraktion zurückgewiesen. 

Mehr Geld für die Jugendmigrationsdienste

Der Haushaltsausschuss hat in seinen Beratungen (20/1616, 20/1626) unter anderem eine Erhöhung der Ansätze für „Zuschüsse und Leistungen für laufende Zwecke an Länder, Träger und für Aufgaben der freien Jugendhilfe“ um 28,1 auf 296 Millionen Euro durchgesetzt. Davon sollen 15 Millionen Euro für das Programm Respekt Coaches, das durch die Jugendmigrationsdienste umgesetzt wird, eingesetzt werden. Die reguläre Unterstützung der Jugendmigrationsdienste wird um acht Millionen Euro erhöht.

Um 4,8 auf 14,6 Millionen Euro sollen die Ausgaben im Bereich „Maßnahmen der Integrations- und Migrationsforschung“ steigen. Vorgesehen sind zudem 3,6 Millionen Euro für die Verstetigung des „Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors“. Darüber hinaus soll die institutionelle Förderung des „Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung“ um 1,2 auf 4,8 Millionen Euro erhöht werden. Gegenfinanziert werden sollen diese und weitere Änderungen durch eine Erhöhung der Globalen Minderausgabe um 33,5 Millionen Euro.

Elterngeld und Kindergeld größte Posten

Die Ansätze des Regierungsentwurfs umfassen für gesetzliche Leistungen für Familien 10,8 Milliarden Euro (2021: 10,5 Milliarden Euro). Größter Einzelposten ist das Elterngeld, das mit 7,7 Milliarden Euro zu Buche schlägt (2021: 7,5 Milliarden Euro). Auf das Kindergeld und den Kinderzuschlag entfallen wie 2021 1,7 Milliarden Euro. Für Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz ist wie 2021 eine Milliarde Euro vorgesehen.

Aufgestockt werden sollen laut Regierungsentwurf die Ausgaben zur Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie, und zwar von 150,5 Millionen Euro auf 183,5 Millionen Euro. 567,6 Millionen Euro soll die Ministerin für die Stärkung der Zivilgesellschaft, für Familien-, Gleichstellungs- und Seniorenpolitik ausgeben können (2021: 534,8 Millionen Euro). Davon entfallen 356,1 Millionen Euro auf die Stärkung der Zivilgesellschaft (2021: 363,8 Millionen Euro) und 207,2 Millionen Euro auf den Bundesfreiwilligendienst (wie 2021).

Union bemängelt Schwerpunktsetzung

Paul Lehrieder (CDU/CSU) kritisierte die Schwerpunktsetzung im Etat scharf und attestierte dem Ministerium, noch im „Dornröschenschlaf“ zu verharren. Auf die Fragen, wie Familien gestärkt und die Chancen von Kindern verbessert würden, fände der Haushaltsplan kaum Antworten.

Stattdessen lege die Regierung lieber den Fokus auf Demokratieförderprojekte und die Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen, diese sei aber zu einseitig und nicht ausgewogen, sagte Lehrieder. Er forderte unter anderem den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung und mehr Unterstützung für Alleinerziehende.

Grüne betonen Bedeutung von Demokratieförderprojekten

Bruno Hönel (Bündnis 90/Die Grünen) warf der Union vor, nicht verstanden zu haben, welche Bedeutung Projekte zur Demokratieförderung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben. Diese Projekte seien seit Jahren unterfinanziert, aber „der gesellschaftliche Zusammenhalt ist das Fundament unserer Gesellschaft“.

Dies könne man nicht genug unterstützen, so Hönel. Er hob außerdem die Mittel zur Unterstützung ukrainischer Geflüchteter hervor. „Unsere Aufgabe ist es, all jenen zu helfen, die alles verloren haben.“

AfD kritisiert Vernachlässigung von Familien und Kindern

Ulrike Schielke-Ziesing (AfD) kritisierte die Förderung von zivilgesellschaftlichen Initiativen unter dem Stichwort Demokratieförderung scharf und warf der Ampelkoalition vor, Familien und Kinder zu vernachlässigen.

Respekt und Toleranz seien nichts, was noch mit zusätzlichen staatlichen Mitteln finanziert werden müsste, die Förderung sei einseitig und ideologisch begründet, sagte sie. „600 Millionen Euro weniger für Familien auszugeben als im vergangenen Jahr ist in der jetzigen Situation das falsche Signal.“

SPD: Gesellschaftlichen Zusammenhang stärken

Elisabeth Kaiser (SPD) hob hervor, dass der Etat allein 272 Millionen Euro dafür vorsehe, Kinder und Familien in Folge der Coronapandemie weiter zu entlasten. Ein Plus von 28 Millionen Euro im Kinder- und Jugendplan unterstütze die wichtige Arbeit der Jugendarbeit in Vereinen, ergänzte sie.

Die Unterstützung von Demokratieförderprogrammen sei der richtige Schwerpunkt, verteidigte Kaiser sich gegen Kritik aus der Opposition. Jeder Euro sei gut angelegt, wenn es darum gehe, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, betonte sie.

Linke: Kindergrundsicherung kommt zu spät

Dr. Gesine Lötzsch (Die Linke) kritisierte die Einführung der Kindergrundsicherung erst 2025. Dies sei viel zu spät. „Bis dahin speisen Sie die Kinder mit Almosen ab“, sagte sie in Bezug auf den beschlossenen 20-Euro-Kinder-Sofortzuschlag.

Jedes fünfte Kind in Deutschland lebe in Armut, die Inflation verstärke diese Probleme zusätzlich. Es sei beschämend, dass die Regierung dagegen nichts unternehme, aber innerhalb kürzester Zeit ein Sondervermögen für die Bundeswehr aus dem Boden stampfe, kritisierte Lötzsch.

FDP lobt Nachbesserungen am Ursprungsentwurf

Claudia Raffelhüschen (FDP) lobte, dass der Ursprungsentwurf für verschiedene Gruppen, Frauen, Kinder und Senioren, noch einmal nachgebessert werden konnte. So stünden unter anderem 2,5 Millionen Euro für schwangere Frauen aus der Ukraine zur Verfügung und auch die Schwangerenkonfliktberatung habe zusätzliche Mittel bekommen.

„Wir können dazu beitragen, dass Kinder nicht hinten runter fallen“, sagte sie unter Hinweis auf die geplante Kindergrundsicherung.

Ministerin: Zusammenhalt und Gerechtigkeit organisieren

Bundesfamilienministerin Paus verwies auf die Auswirkungen, des Ukraine-Kriegs auch hierzulande. „Umso wichtiger ist es, dass wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Gerechtigkeit organisieren“, sagte sie. Wer schon vor Corona jeden Cent umdrehen musste, der müsse das jetzt erst recht.

Sie verteidigte den Kinder-Sofortzuschlag, dies helfe zusammen mit dem Kinderzuschlag mehr als zwei Millionen Kindern. Außerdem sei auch das Programm „Aufholen nach Corona“ aufgestockt worden, betonte sie. (che/vom/scr/31.05.22)

Reden zu diesem Tagesordnungspunkt

Petra Pau

Petra Pau

© Deutscher Bundestag/Stella von Saldern

Pau, Petra

Bundestagsvizepräsidentin

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Paul Lehrieder

Paul Lehrieder

© DBT/ Inga Haar

Lehrieder, Paul

CDU/CSU

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Bruno Hönel

Bruno Hönel

© Bruno Hönel/Stefan Kaminski

Hönel, Bruno

Bündnis 90/Die Grünen

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Ulrike Schielke-Ziesing

Ulrike Schielke-Ziesing

© Ulrike Schielke-Ziesing/ Aljaz Brunec

Schielke-Ziesing, Ulrike

AfD

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Elisabeth Kaiser

Elisabeth Kaiser

© Photothek Media Lab

Kaiser, Elisabeth

SPD

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Gesine Lötzsch

Gesine Lötzsch

© Dr. Gesine Lötzsch/Olaf Kostritz

Lötzsch, Dr. Gesine

Die Linke

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Claudia Raffelhüschen

Claudia Raffelhüschen

© Claudia Raffelhüschen/Stefan Trocha Photography

Raffelhüschen, Claudia

FDP

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Silvia Breher

Silvia Breher

© Silvia Breher/ Anne Hufnagl

Breher, Silvia

CDU/CSU

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Lisa Paus

Lisa Paus

© Lisa Paus/ Chaperon

Paus, Lisa

Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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Gereon Bollmann

Gereon Bollmann

© Gereon Bollmann / privat

Bollmann, Gereon

AfD

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Sönke Rix

Sönke Rix

© Sönke Rix/Photothek

Rix, Sönke

SPD

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Gökay Akbulut

Gökay Akbulut

© Gökay Akbulut/Thommy Mardo

Akbulut, Gökay

Die Linke

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Martin Gassner-Herz

Martin Gassner-Herz

© Martin Gassner-Herz/Jolin Held

Gassner-Herz, Martin

FDP

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Hermann-Josef Tebroke

Hermann-Josef Tebroke

© Dr. Hermann-Josef Tebroke/ Laurence Chaperon

Tebroke, Dr. Hermann-Josef

CDU/CSU

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Emilia Fester

Emilia Fester

© Emilia Fester/ Stefan Kaminski

Fester, Emilia

Bündnis 90/Die Grünen

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Daniel Baldy

Daniel Baldy

© Daniel Baldy/ Thomas Trutschel

Baldy, Daniel

SPD

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Astrid Timmermann-Fechter

Astrid Timmermann-Fechter

© Astrid Timmermann-Fechter/ Laurence Chaperon

Timmermann-Fechter, Astrid

CDU/CSU

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Ulrike Bahr

Ulrike Bahr

© SPD Bundestagsfraktion/ photothek

Bahr, Ulrike

SPD

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Dorothee Bär

Dorothee Bär

© CSU Landesleitung / Christian Kaufmann

Bär, Dorothee

CDU/CSU

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Leni Breymaier

Leni Breymaier

© Leni Breymaier/Fionn Grosse

Breymaier, Leni

SPD

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Katrin Göring-Eckardt

Katrin Göring-Eckardt

© Katrin Göring-Eckardt/ Laurence Chaperon

Göring-Eckardt, Katrin

Bundestagsvizepräsidentin

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Dokumente

  • 20/1000 - Gesetzentwurf: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022)
    PDF | 20 MB — Status: 18.03.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1002 - Unterrichtung: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022) - Drucksache 20/1000 - Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung der Bundesregierung
    PDF | 185 KB — Status: 27.04.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1200 - Ergänzung zum Gesetzentwurf: Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022
    PDF | 667 KB — Status: 27.04.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1201 - Unterrichtung: Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 - Drucksache 20/1200 - Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung der Bundesregierung
    PDF | 173 KB — Status: 18.05.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1616 - Beschlussempfehlung: zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022) - Drucksachen 20/1000, 20/1002 - hier: Einzelplan 17 Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 - Drucksache 20/1200 -
    PDF | 240 KB — Status: 16.05.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/1626 - Ergänzung zu den Beschlussempfehlungen: zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022) - Drucksachen 20/1000, 20/1002 - zu der Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 - Drucksachen 20/1200, 20/1201 -
    PDF | 2 MB — Status: 25.05.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • 20/2037 - Änderungsantrag: zu der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung - Drucksachen 20/1000, 20/1002, 20/1616, 20/1627, 20/1628 - Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 (Haushaltsgesetz 2022) hier: Einzelplan 17 Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022 - Drucksachen 20/1200, 20/1201 - Ergänzung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2022
    PDF | 158 KB — Status: 30.05.2022
    (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)
  • Fundstelle im Plenarprotokoll (Dokument, Link öffnet ein neues Fenster)

Beschluss

  • Änderungsantrag 20/2037 abgelehnt
  • Einzelplan 17 in Ausschussfassung angenommen

Tagesordnung

Sitzungsverlauf

Herausgeber

Deutscher Bundestag, Internetredaktion

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Stand: 06.09.2025