30 Jahre Gedenkstätte Lindenstraße Potsdam
Am 15. Juli 2025 wurde das 30-jährige Bestehen der Gedenkstätte Lindenstraße und das 10-jährige Bestehen ihrer Stiftung feierlich im ehemaligen Gefängnishof der Gedenkstätte begangen. Neben der SED-Opferbeauftragten waren zahlreiche Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und den Gedenkstätten und Institutionen der Aufarbeitung gekommen. Sie wurden von Dr. Manja Schüle, der brandenburgischen Kultur- und Wissenschaftsministerin, dem geschäftsführenden Oberbürgermeister Potsdams Burkhard Exner sowie Maria Schultz, der Leiterin der Gedenkstätte, begrüßt, bevor - neben einer musikalischen Umrahmung von Jaspar Libuda - diverse Gesprächsrunden und eine Filmvorführung Einblicke in die Gedenkstättenarbeit der letzten 30 Jahre boten.
In der mitten im Potsdamer Stadtzentrum gelegenen Lindenstraße 54 wurden Menschen sowohl während der NS-Diktatur, der sowjetischen Besatzungszeit und der SED-Diktatur aus politischen Gründen inhaftiert und verurteilt. Der Ort war ursprünglich ein Gerichtsgebäude, bevor er von 1945 bis 1952 als sowjetisches Untersuchungsgefängnis und danach bis zur Friedlichen Revolution als Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit und der Volkspolizei der DDR genutzt wurde. In der Zeit der SED-Diktatur wurden hier bis zu 7.000 Menschen aus politischen Gründen inhaftiert und ihrer Freiheit beraubt. „Jede einzelne Biografie wurde damit hier auf schmerzlichste Weise geprägt, manche wurden zerstört“, so die SED-Opferbeauftragte. Gleichzeitig haben Menschen 1989/1990 (vor allem das Neue Forum) dann an diesem Ort dazu beigetragen, die SED-Diktatur zu überwinden und unter anderem auch hier die erste freie Volkskammerwahl in der DDR vorzubereiten.
„Für mich ist die Gedenkstätte Lindenstraße damit nicht nur ein besonderer Ort der Erinnerung, Aufklärung und Bildung im Land Brandenburg. Sie ist auch ein zentrales Denkmal für die Opfer politischer Verfolgung, Gewalt und Haft im 20. Jahrhundert und somit ein ebenso wichtiger Ort der heutigen Mahnung, dass Demokratie und Freiheit nicht selbstverständlich sind, sondern gelebt und verteidigt werden müssen“, so Evelyn Zupke.
Die Geschichte der Unterdrückung in der Haftanstalt der Staatssicherheit der DDR im so genannten „Lindenhotel“ beleuchtet die aktuelle RBB-Dokumentation vom Mai 2025 „Willkür hinter Gittern“ der Reihe „Geheimnisvolle Orte“ eindrücklich. Sie ist in der ARD-Mediathek abrufbar.
Evelyn Zupke: „Ich bin zutiefst dankbar für die unermüdliche Arbeit des Teams der Gedenkstätte und für alle, die dazu beitragen, dass dieser wichtige Ort der Erinnerung und des Lernens erhalten bleibt. Dazu gehören für mich insbesondere die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die immer wieder den Mut finden, ihre Geschichten zu teilen. Ihre Berichte sind es, die diesen Ort lebendig machen und uns für die Zukunft lernen lassen.“
Die Gedenkstätte ist von dienstags bis sonntags von 10-18.00 Uhr geöffnet; sie bietet multimediale Dauer- und Wechselausstellungen, innovative Bildungsangebote und Zeitzeugengespräche. Anlässlich des Jubiläums wurde das Buch „Geschichte begreifen. Demokratie stärken“ von der Gedenkstätte publiziert, in dem 30 verschiedene Blickwinkel auf die Geschichte der Gedenkstätte geteilt werden. Es kann über die Gedenkstätte bezogen werden.