23 Erststimmensieger ziehen nicht ins Parlament ein

Mit der Wahlrechtsnovelle von 2023 wird nicht mehr aus jedem Erststimmensieg zwangsläufig ein Bundestagsmandat. (© picture alliance / Zoonar | DesignIt)
23 Bewerberinnen und Bewerber für ein Abgeordnetenmandat ziehen nicht in den 21. Deutschen Bundestag ein, obwohl sie in ihren Wahlkreisen die meisten Erststimmen auf sich versammeln konnte. Grund ist das im Juni 2023 in Kraft getretene neue Wahlrecht zur Verkleinerung des Bundestages. Demnach erhalten Wahlkreissieger nur noch dann ein Abgeordnetenmandat, wenn der Sitz durch die Zweitstimmen gedeckt ist.
Stehen einer Partei nach der Zweitstimmendeckung in einem Bundesland weniger Sitze zu als die Zahl der Wahlkreise, in denen sie die Erststimmenmehrheit hat, so bleiben die Wahlkreise mit dem geringsten Erststimmenanteil unbesetzt. Mit anderen Worten: Das Direktmandat, wie man es von vergangenen Wahlen her kannte, gibt es nicht mehr. Damit entfallen auch Überhang- und Ausgleichsmandate.
Überwiegend Bewerber von CDU und CSU betroffen
Betroffen von der neuen Regelung sind überwiegend Bewerber von CDU und CSU. Aber auch vier Wahlkreise, die die AfD bei den Erststimmen für sich entschied, sowie einer, den die SPD gewann, bleiben im neuen Bundestag unbesetzt.
Mit der Wahlrechtsnovelle wurde die Zahl der Abgeordneten gesetzlich auf 630 beschränkt. Die Anzahl der Wahlkreise bleibt unverändert bei 299. Der 20. Deutsche Bundestag war zuletzt auf 736 Abgeordnete angewachsen.
Betroffene Wahlkreise im Norden Deutschlands
Für den Wahlkreis Flensburg – Schleswig verpasst Petra Nicolaisen (CDU) den Einzug ins Parlament (26,5 Prozent). Der Erstunterlegene des Kreises ist Wirtschaftsminister Dr. Robert Habeck von Bündnis 90/Die Grünen (22,6 Prozent), der jedoch über die Landesliste ein Mandat erhielt.
Als einzige Erstimmensiegerin der AfD zieht Steffi Burmeister (26,8 Prozent) nicht ins Parlament ein. Sie kandidierte im Wahlkreis Rostock – Landkreis Rostock II. Ulrike Hiller ist als einzige SPD-Bewerberin von der fehlenden Zweitstimmendeckung betroffen. Sie gewann den Wahlkreis Bremen I mit 25,2 Prozent.
AfD-Wahlkreissieger in Ostdeutschland ohne Mandat
Im Osten Deutschlands erhielten drei Kandidaten der AfD trotz Erststimmensiege kein Mandat. Betroffen sind Andreas Galau (30,8 Prozent) für den Wahlkreis Oberhavel – Havelland II in Brandenburg sowie Alexander Raue (30,6 Prozent) für den Wahlkreis Halle in Sachsen-Anhalt.
Im Wahlkreis Leipzig I verpasste Christian Kriegel den Einzug ins Parlament. Auf ihn entfielen 25 Prozent der Erststimmen.
Fünf CDU-Bewerber aus Hessen gehen leer aus
In Hessen sind die Erststimmensiege von zwei CDU-Bewerberinnen und drei CDU-Bewerbern nicht vom Zweitstimmenergebnis der Partei gedeckt. Betroffen sind Anna-Maria Bischof (30,1 Prozent) für den Wahlkreis Schwalm-Eder, Yannick Schwander (26,0 Prozent) für den Wahlkreis Frankfurt am Main I und Leopold Born (27,4 Prozent) für den Wahlkreis Frankfurt am Main II.
Marcus Kretschmann (30,3 Prozent) und Dr. Astrid Mannes (26,7 Prozent) werden die Wahlkreise Groß-Gerau und Darmstadt trotz Erststimmensiege nicht im Bundestag vertreten.
Kandidaten aus Rheinland-Pfalz und Bayern betroffen
In Rheinland-Pfalz bleiben die Wahlkreise Trier, Mainz und Ludwigshafen/Frankenthal ohne Wahlkreismandat. Betroffen sind die CDU-Bewerber Dominik Sienkiewicz (30,8 Prozent), Ursula Groden-Kranich (27,3 Prozent) und Sertac Bilgin (27,1 Prozent).
In Bayern sind drei Kandidaten der CSU betroffen, die in städtischen Regionen antraten. Es handelt sich um Claudia Küng (30,4 Prozent) für den Wahlkreis München-Süd, Sebastian Brehm (30,2 Prozent) für den Wahlkreis Nürnberg-Nord und Dr. Volker Ullrich (31,1 Prozent) für den Wahlkreis Augsburg-Stadt.
Wahlkreissieger in Baden-Württemberg ohne Mandat
Das Bundesland mit den meisten Wahlkreissiegern ohne Mandat ist Baden-Württemberg. Unbesetzt bleiben die Wahlkreise Stuttgart II, Heidelberg, Mannheim, Rhein-Neckar, Lörrach – Müllheim und Tübingen.
Namentlich handelt es sich um die CDU-Kandidaten Maximilian Mörseburg (30,4 Prozent), Alexander Föhr (29,2 Prozent), Melis Sekmen (24,7 Prozent), Moritz Oppelt (34,4 Prozent), Stefan Glaser (33,2 Prozent) und Christoph Naser (31,7 Prozent). (ste/24.02.2025)