Die Reichskanzler der Weimarer Republik, Rede Dr. Braun
Dr. Bernd Braun
Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg
Rede zur Eröffnung der Ausstellung
„Die Reichskanzler der Weimarer Republik - Zwölf Lebensläufe in Bildern“
am 19. Februar 2003 im Paul-Löbe-Haus in Berlin
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
eigentlich ist es die vornehmste Aufgabe der Geschichtswissenschaft, dem Vergessen zu entreißen, was nicht vergessen werden darf. Aber auch in der Geschichte haben bestimmte Epochen und bestimmte Persönlichkeiten Konjunktur. Wer sich mit ihnen beschäftigt, kann mit einer erhöhten Aufmerksamkeit, anschwellenden Auflagen oder gesteigerten Besucherzahlen rechnen. Ganz offensichtlich haben die zwölf Reichskanzler der Weimarer Republik keine Konjunktur. Bis auf Gustav Stresemann sind sie weitgehend vergessen. Für diese Tatsache muß ich Ihnen keine Belege liefern, meine Damen und Herren, kaum jemand wird die Namen der Kanzler komplett aufzählen können, geschweige denn ihre Reihenfolge. Der Einfachheit halber möchte ich Ihnen diese Auflistung abnehmen: Auf Philipp Scheidemann folgten Gustav Bauer, Hermann Müller, Constantin Fehrenbach, Joseph Wirth, Wilhelm Cuno, Gustav Stresemann, Wilhelm Marx, Hans Luther, Heinrich Brüning, Franz von Papen und Kurt von Schleicher.
Was ist die Ursache dafür, warum diese zwölf Männer aus dem kollektiven Gedächtnis der Nation verschwunden sind? Eine Erklärung liefern ihre kurzen Amtszeiten. Dabei spricht die Kürze einer Amtszeit nicht automatisch gegen, die Länge einer Amtszeit nicht automatisch fürden Amtsinhaber. Ein politisches Spitzenamt ist keine Sportdisziplin, die Leistung eines Regierungschefs läßt sich nicht mit einfachen Maßstäben bewerten.
Der zweite Grund ist die Tatsache, daß die Weimarer Kanzler für das Scheitern der ersten deutschen Republik und die Machtergreifung Hitlers verantwortlich gemacht werden. Gewiß waren nicht alle Weimarer Kanzler Demokraten in unserem heutigen Selbstverständnis, einige träumten von der Wiederherstellung der Monarchie oder planten Einschränkungen der Parteiendemokratie zugunsten eines autoritärer gestalteten Staatsaufbaus. Mit Sicherheit wurden auch politische Fehler gemacht, aber elf der zwölf Weimarer Kanzler waren entschiedene Gegner Hitlers, und dies sollte das entscheidende Kriterium ihrer historischen Beurteilung sein. Kein Weimarer Kanzler konnte darauf hoffen, sich im Buch der Geschichte mit einem Ruhmesblatt zu verewigen. Sie haben in schwierigster Zeit die Verantwortung übernommen, statt sich wie so viele zeitgenössische Politiker, Intellektuelle, Künstler, Männer der Wirtschaft und der Wissenschaft auf das ach so bequeme Feld der Kritik zurückzuziehen. Im übrigen mußte sich kein Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland unter so extremen außen- und innenpolitischen Problemen bewähren wie die Reichskanzler der Weimarer Republik.
Und die dritte Ursache, warum die Weimarer Kanzler heute kaum jemandem präsent sind, liegt darin begründet, daß Erinnerung in unserer heutigen Mediengesellschaft weitgehend über optische Eindrücke, durch visuelle Mittel transportiert wird. Die Regierungschefs der ersten deutschen Demokratie sind im visuellen Gedächtnis der Nation nicht verankert. Kaum jemand wird ihr Bild vor Augen haben. Es gibt vergleichsweise nur wenige Fotos, mit denen sich ihre Lebensläufe verfolgen lassen. Zwangsläufig bleiben Lücken. In ihren Geburtsjahren, von 1852 bis 1885, steckte die Fotografie noch in den Kinderschuhen. Man besaß keinen eigenen Fotoapparat, sondern suchte das Atelier eines Fotografen auf. Dies war ein soziales Privileg, das sich nicht Jeder zu jeder Zeit leisten konnte. Die Vorlagen der ältesten hier gezeigten Aufnahmen sind 130 Jahre alt. Die Fototechnik machte nur mühsam Fortschritte. Schnappschüsse waren noch jahrzehntelang nicht möglich.
Außerdem hatte die Fotografie noch nicht den Stellenwert als Mittel politischer Selbstdarstellung, den sie heute besitzt. Das gilt übrigens auch für den Film. Nur wenige der Weimarer Kanzler hatten ein Gespür für public relations, wie man heute sagen würde. Sie waren noch keine Medienkanzler, die sich auf Schritt und Tritt beobachten ließen. Verwundert hält Gustav Stresemann nach der Unterzeichnung des Locarno-Vertrages in London im Dezember 1925 in seinem Tagebuch fest: „Nach dem Frühstück wieder Fotografieren im Garten. Die ganze Berichterstattung ist hier auf das Fotografieren eingestellt.“ Das ursprünglich ohnehin schon nicht sehr umfangreiche Fotomaterial ist dann durch den Verlauf der deutschen Geschichte stark dezimiert worden. Fast alle der gezeigten Aufnahmen haben einen oder zwei Weltkriege überstanden, Jahre des Exils und der Verfolgung während der Nazi-Diktatur.
Auch mit Fotos kann man das Verständnis und die Deutung der Geschichte lenken oder manipulieren. Meine Damen und Herren, sehen sie sich die Abbildungen in Schulbüchern und Gesamtdarstellungen zur Weimarer Republik an. Sie finden immer und immer wieder identische Aufnahmen, noch dazu in sehr schlechter Wiedergabequalität. Je schlechter die Qualität eines abgedruckten Fotos, desto größer erscheint dem heutigen Betrachter die Distanz zu den abgebildeten Persönlichkeiten.
Was also kann eine Ausstellung wie diese leisten? Sie kann die historische Forschung nicht ersetzen, aber ergänzen oder zu ihr anregen. Sie kann und soll zunächst einmal den Reichskanzlern der Weimarer Republik ein „Gesicht“ geben, sie kann die Kanzler dem Betrachter nahe bringen, sie kann sie sogar näher bringen als historische Untersuchungen und Biographien dies vermögen. Sie beschränkt sich daher nicht auf die Kanzlerschaften, sondern will ihre Gesamtbiographien „ins Bild“ setzen. Sie zeigt nicht nur die Politiker, sondern sie zeigt auch die Privatmenschen, die in bestimmten Phasen ihres Lebens politische Ämter innehatten. Man sieht deshalb Eltern und Geschwister, soweit vorhanden Ehefrauen und Kinder, Geburtshäuser und Haustiere. Durch diese umfassende Sichtweise werden Rückschlüsse auf politische Prägungen und Entscheidungen, auf Kontinuitäten und Brüche in diesen zwölf Lebensläufen deutlicher.
Abgerundet wird diese Gesamtsicht durch drei zusätzliche Ausstellungselemente: zum einen den Begleitfilm, der einen Großteil der wenigen überlieferten Filmaufnahmen der Reichskanzler enthält, und eine CD mit 24 Originaltondokumenten, die wir in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rundfunkarchiv und dem Deutschen Historischen Museum produziert haben. Film- und Tonaufnahmen sind als Medien natürlich sehr viel jünger als die Fotografie. Es ist deshalb bereits ursprünglich sehr wenig Material vorhanden gewesen, von dem durch Kriegseinwirkungen sehr viel zerstört wurde. Von Gustav Bauer gibt es überhaupt keine Filmaufnahmen, von ihm, Constantin Fehrenbach und Wilhelm Cuno jeweils nur ein einziges Tondokument. Und doch bekommt man beim Hören der CD einen Eindruck von der Sprechweise dieser zwölf Männer. Wir geben den Weimarer Reichskanzlern also nicht nur ihr „Gesicht“ wieder, sondern auch ihre „Stimme“. Um Ihnen wenigstens einige persönliche Erinnerungsgegenstände präsentieren zu können, haben wir sechs unserer Vitrinen aus Heidelberg hierher transportiert. Aus Kostengründen mußten wir uns auf diese Anzahl beschränken. Vom Rasierapparat Philipp Scheidemanns über den Brieföffner Gustav Bauers, ein Erinnerungsväschen Hans Luthers an die Konferenz von Locarno bis zum Familiensiegel der Familie von Schleicher stehen sie stellvertretend für die wenigen Spuren und Zeugnisse, die im Verlauf der Geschichte von ihren Besitzern erhalten geblieben sind.
Alle zwölf Kanzler werden gleich behandelt, auf jeweils vier Tafeln finden Sie zwischen 50 und 60 Fotos. Diese formale Gleichmacherei heißt nicht, daß alle Kanzler in dieser Ausstellung auch gleich bewertet oder gewürdigt werden. Aber erst, wenn man die Weimarer Kanzler als kollektivbiographische Gruppe begreift, gewinnen die Gemeinsamkeiten und die gravierenden Unterschiede zwischen diesen zwölf Lebensläufen an Tiefenschärfe. Die Spannbreite reicht dabei von dem armen Handwerkerssohn Philipp Scheidemann, der die Republik ausrief und von den Nazis verfolgt wurde, bis zu dem vermögenden Adligen Franz von Papen, der Hitler den Weg zur Macht erleichterte. Um nur eine verbindende Eigenschaft zu nennen: Mit Ausnahme von Constantin Fehrenbach traten die Weimarer Kanzler ihre Ämter als vergleichsweise junge Männer an. Das Durchschnittsalter lag bei 50 Jahren, zehn Jahre jünger als bei den Kanzlern des Kaiserreiches und denjenigen der Bundesrepublik Deutschland. Acht von ihnen weisen zudem ein jüngeres Geburtsdatum auf als ihr erster Nachfolger in der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer.
Eine Ausstellung wie diese kann aber nicht nur allgemein den Kanzlern das Gesicht zurückgeben, sie kann zum Beispiel auch Unterschiede in der politischen Kultur zu derjenigen der Bundesrepublik Deutschland aufzeigen. So sieht man auf einem Foto Reichskanzler Wilhelm Marx, wie er sich geduldig in eine Schlange von Wählern vor einem Wahllokal einreiht, dies wäre heute alleine schon aus Sicherheitsgründen undenkbar. Apropos Sicherheit, man sieht auf diesen Fotos keine Bodyguards, die Sicherheitsmaßnahmen sind aus heutiger Sicht geradezu naiv. So sieht man auf einem Foto Joseph Wirth mit seinem Schäferhund „Greif“, den er sich nach der Ermordung von Reichsaußenminister Walther Rathenau 1922 zu seinem persönlichen Schutz zugelegt hatte. Noch ein Unterschied zur politischen Kultur der zweiten deutschen Demokratie: Man sieht ehemalige Kanzler, die ganz selbstverständlich in Kabinetten ihrer Nachfolger als einfache Minister amtiert haben.
Eine Ausstellung wie diese kann darüber hinaus sogar die Absurdität mancher aktuellen Debatten zwischen Politikern, Politologen und Journalisten korrigieren. Vor kurzem wurde Bundeskanzler Gerhard Schröder mit Reichskanzler Heinrich Brüning verglichen. Ein Berliner Politologe hat in diesem Zusammenhang Brüning als „Totengräber“ der Weimarer Republik bezeichnet. Wie fragwürdig dieses Etikett ist, belegen zwei Fotos dieser Ausstellung. Heinrich Brüning war der letzte noch lebende Reichskanzler der Weimarer Republik. Nach seinem Tod am 30. März 1970 wurde sein Leichnam von den USA nach Deutschland überführt. Auf dem Flughafen Köln/Bonn gab es ein militärisches Ehrenzeremoniell der Bundeswehr. Anwesend waren Bundeskanzler Willy Brandt, sein Nachfolger Verteidigungsminister Helmut Schmidt und sein Vorgänger, der CDU-Vorsitzende Kurt Georg Kiesinger. Das letzte Foto der Brüning-Tafeln zeigt seinen ehemaligen Minister Gottfried Treviranus am offenen Grab Brünings auf dem Friedhof in Münster, im Vordergrund ein Kranz des Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Niemals hätten drei Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und Bundespräsident Heinemann einem vermeintlichen „Totengräber“ der Weimarer Republik in dieser Form die letzte Ehre erwiesen!
Auch Historiker sind gelegentlich nicht frei vom Schubladendenken. So kann eine Ausstellung wie diese auch manches gängige Urteil zumindest hinterfragen. Die beiden letzten Kanzler Franz von Papen und Kurt von Schleicher werden zumeist in einem negativen Atemzug genannt. Dabei wurde Kurt von Schleicher als einer der entschiedensten Gegner Hitlers 1934 zusammen mit seiner Frau Elisabeth ermordet, während Papen dem Nazi-Regime bis zum bitteren Ende in verschiedenen Funktionen diente. Fotos, die nicht in das stereotype Bild Kurt von Schleichers passen, sind etwa eines, das ihn auf der Beisetzung des von ihm hochverehrten Reichspräsidenten Friedrich Ebert im März 1925 in Heidelberg zeigt, oder ein Telegramm des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten zu seinem 50. Geburtstag am 7. April 1932.
Eine Ausstellung wie diese kann aber nicht nur einen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten, indem Sie Fotos und Dokumente präsentiert, sondern durch Zufall kann sie vielleicht dazu beitragen, einen authentischen Erinnerungsort vor der Zerstörung zu bewahren. Das Grab von Reichskanzler Hans Luther auf einem der Friedhöfe in Düsseldorf ist aufgrund etwas verzwickter Familienstrukturen letztes Jahr aufgelöst worden, ohne daß seine beiden Töchter informiert worden wären. Das Grab ist abgeräumt, aber noch erhalten. Auf diesen Sachverhalt sind wir gestoßen, weil wir auch das Grab Hans Luthers für eine Tafel mit den zwölf Kanzlergräbern fotografieren lassen wollten. Unsere Stiftung bemüht sich im Moment darum, das Grab wiederherzustellen und in ein Ehrengrab der Stadt Düsseldorf umzuwandeln. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, daß die unumstößlichste Ordnung in Deutschland offensichtlich die Friedhofsordnung ist. Nur wer sich um die Stadt Düsseldorf besonders verdient gemacht habe, erhalte ein Ehrengrab, heißt es dort. Als ob der Finanzminister, der die Rentenmark zum Erfolg geführt hat und der Kanzler von Locarno nicht für jede deutsche Stadt eine besondere Bedeutung besäße und es sich nicht jeder deutsche Friedhof als Ehre anrechnen könnte, ein solches Grab zu erhalten und zu pflegen. Wir werden aber in dieser Frage hartnäckig bleiben und möchten Sie dafür, Herr Bundestagspräsident, auch um ihre Unterstützung bitten. Es wäre mir eine besondere Genugtuung, wenn sich dieser Originalort der Geschichte in letzter Sekunde retten ließe.
Meine Damen und Herren, lassen Sie auch mich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen. Er gilt allen privaten Leihgebern und öffentlichen Institutionen, die der Ausstellung Bildmaterial zur Verfügung gestellt haben. Stellvertretend für die staatlichen Archive möchte ich das Bundesarchiv in Koblenz und die dortige Kollegin Frau Berit Pistora nennen. Ich möchte allen Bilderdiensten danken, die unserer kleinen, armen Stiftung bei den Bildhonoraren finanziell entgegengekommen sind, besonders möchte ich das Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz und die Kollegin Frau Elke Schwichtenberg erwähnen und das Deutsche Historische Museum in Berlin.
Diese Ausstellung wäre nicht zu realisieren gewesen ohne die bereitwillige Unterstützung der Nachkommen einiger Reichskanzler. Ich nenne hier in erster Linie die drei Kanzlertöchter Kathleen Buckup-Cuno, Eva Marie Stadler und Lonny von Schleicher. Frau von Schleicher, die aus Gesundheitsgründen nicht an dieser Eröffnung teilnehmen kann, möchte ich einen herzlichen Gruß nach München schicken, ebenso Herrn Clemens Rosset, dem 92jährigen Enkel von Constantin Fehrenbach nach Freiburg. Ich begrüße die anwesenden Urenkel von Constantin Fehrenbach. Alle diese Nachkommen haben mir bereitwillig ihre Fotos und Erinnerungsgegenstände überlassen. Liebe Frau Cuno, liebe Frau Stadler, meine Damen und Herren, die Historiker unter ihnen werden verstehen, daß diese Begegnungen für mich außerordentlich viel bedeuten und ich hoffe, daß sich bei meinem nächsten Besuch in Hamburg und in München eine Fortsetzung ergibt. Mit Frau Stadler habe ich ja schon einen Termin für das kommende Oktoberfest verabredet. Kurz vor Beginn dieser Ausstellung hat sich auch noch ein persönlicher Kontakt zu Frau Mary Jean Stresemann ergeben, die uns für diese Ausstellung die Ernennungsurkunde ihres Schwiegervaters Gustav Stresemann zum Reichskanzler überlassen hat. Herzlichen Dank dafür! In diesen persönlichen Dank möchte ich auch Herrn Dr. Karlludwig Rintelen einbeziehen, der diese Ausstellungseröffnung leider nicht mehr erleben durfte. Er hat mir zahlreiche Fotos und Erinnerungsstücke von Reichskanzler Gustav Bauer zur Verfügung gestellt, ohne die wir diese Ausstellung nicht hätten realisieren können. Ich freue mich deshalb ganz besonders, daß seine Witwe Frau Dr. Erika Rintelen heute hier ist. Ich werde Ihrem Mann und Ihnen, liebe Frau Rintelen, für Ihre freundliche Unterstützung stets sehr dankbar sein.
Danken möchte ich der Foto Schaa GmbH in Mühlhausen bei Heidelberg für die bewährte, über die Jahre gewachsene freundschaftliche Zusammenarbeit. Hanno Neumeister, die Seele des Betriebes, hat ein Motto, das er immer dann anbringt, wenn man mit einem Anliegen zu ihm kommt, sei dieses Anliegen noch so außergewöhnlich oder kurzfristig. Das Motto lautet in bestem Kurpfälzisch: „S is gar kee Problem!“ Nach diesem Motto, wenn auch nicht auf Kurpfälzisch, handelt auch Frau Dr. Elke Baur von der in Bühl bei Baden-Baden ansässigen Filmproduktion Tiger TV, die ihre langjährigen Erfahrungen als profilierte Dokumentarfilmerin in den Ausstellungsfilm eingebracht hat und mittlerweile ebenfalls zur Ebert-Familie gehört!
Niemand kann ein solches Projekt ganz alleine bestreiten. Ich möchte daher abschließend Markus Höll danken, der weit mehr geleistet hat, als es seine Funktion als studentische Hilfskraft vermuten ließe. Er hat bei der Gestaltung der Ausstellung viel kreatives Geschick gezeigt und sein überdurchschnittliches Wissen über die Weimarer Republik eingebracht. Er hat sich in einer Art und Weise mit dieser Ausstellung identifiziert und sich für sie engagiert, die man nur als vorbildlich für seine ganze Studentengeneration bezeichnen kann. Lieber Markus, vielen Dank dafür!
Meine Damen und Herren, es wäre zu überlegen, ob man nicht nach dem Vorbild der fünf Bundesstiftungen, die einzelnen Politikerpersönlichkeiten gewidmet sind, eine kollektive Einrichtung für die zwölf Kanzler der Weimarer Republik ins Leben rufen sollte. Argumente dafür werden Sie beim Rundgang durch diese Ausstellung sicherlich finden. Wer gewillt ist, sich auf die zwölf Reichskanzler der Weimarer Republik einzulassen, der wird mit Sicherheit sehr viele neue Eindrücke gewinnen und vieles lernen. Ob dabei das Interesse für die Geschichte oder das Interesse an historischen Fotos im Vordergrund steht, spielt zunächst einmal keine Rolle. Der Besucher dieser Ausstellung wird Einblicke erhalten in zwölf faszinierende Lebensläufe, in unterschiedliche soziale und politische Milieus, in die politische Geschichte wie die Kulturgeschichte. Er wird das „Bild“ der Weimarer Kanzler nicht mehr aus seinem Kopf bekommen. Er wird dazu beitragen, die Weimarer Kanzler dem Vergessen zu entreißen. Damit wäre dann das Ziel erreicht, was auf der letzten Tafel der Ausstellung, die die Kanzlergräber zeigt, ein Zitat des athenischen Staatsmannes Perikles zusammenfaßt: „Das größte Denkmal ist das Gedächtnis“.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!