Barbara Wrede (Workshopprojekt) und 1572 Teilnehmende an ihrem Projekt
Audiodatei des Textes zu Barbara Wrede
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Ein Kunstprojekt über FREIHEIT und WÜRDE
Barbara Wrede (geb. in Wittingen-Emmen / Niedersachsen), absolvierte erst eine Ausbildung zur Tischlerin, bevor sie 1988 mit dem Studium der Freien Kunst und Malerei an der Universität / Gesamthochschule Kassel begann. Wrede ist freischaffende Künstlerin und Autorin, die zahlreiche Stipendien erhielt, darunter durch die Stiftung Kunstfonds Bonn (2022), durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa (2021), durch das Land Sachsen-Anhalt im Künstlerhaus Salzwedel (2007).
Sie widmet ihre künstlerische Arbeit auch der Kunstvermittlung und arbeitet seit vielen Jahren im Auftrag der Bürgerstiftung Berlin, des Vereins Jugend im Museum e.V. Berlin, aber auch an Schulen und Kunstschulen der Stadt.
Barbara Wrede ist eine Meisterin des entschiedenen Strichs. Die Berliner Künstlerin hat früh begonnen, ihren eigenen und den Alltag der sie umgebenden Menschen zu beobachten und daraus gezeichnete Erzählungen über unser Leben zu entwickeln. Für jedes noch so nebensächlich scheinende Detail findet Barbara Wrede eine Komposition, die manchmal konzeptionell streng und manchmal heiter mit lockerem Strich auf Papier gesetzt, immer aber eine Erzählung von uns ist, die wir in dieser Welt zuhause sind. Oft arbeitet sie in Langzeitserien, in denen sie Menschen und Orte über Tage, Monate, Jahre beobachtet und kleinste Veränderungen wie in einem Tagebuch zeichnerisch protokolliert. Sie begeistert sich für Materialien und zeichnet manchmal nicht mit den üblichen Stiften oder (eher unüblichen) Kugelschreibern, sondern mit Fäden, die sie auf handgewebtes Leinen aus ihrem Heimatort stickt. Der Variantenreichtum ihrer Werke ist enorm und oft herausfordernd, denn der Wechsel zwischen erzählerischen und abstrakten, farbigen und schwarzen Motiven und Methoden kommt mitunter abrupt, als sollten sich die Betrachtenden nicht zu sicher sein, die Künstlerin zu kennen.
Wenn Barbara Wrede aber „erzählt“, dann ist es, als würde man in ihren kleinen Arbeiten durch die Stadt spazieren und mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sprechen oder auf einer „Landpartie“ an Seen und Dorfkirchen vorbeischlendern. Viele ihrer Berlin-Vignetten wurden in Tageszeitungen veröffentlicht, so dass die kleinen Wrede-Notizen plötzlich in einen Zusammenhang mit den großen Weltnachrichten gerieten und genau das herstellten, was die Leser und Leserinnen einer Zeitung täglich vollziehen: Die Verbindung zwischen dem Großen und dem Kleinen, beides auf anderen Ebenen des Lebens bedeutungsvoll.
Barbara Wrede steht damit für eine besondere Spielart des Dialogs zwischen Kunst und Politik, der in der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages gepflegt und gefördert wird. Für das Grundgesetzprojekt erhielt sie als zwanzigste Position einen Auftrag, Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu einer Auseinandersetzung mit den zentralen Begriffen Freiheit und Würde anzuregen. Denn auch damit hat Barbara Wrede langjährige Erfahrung: nicht professionell ausgebildeten Menschen den Mut und die Lust am eigenen Formerfinden zu vermitteln und sie bei diesen kreativen Prozessen künstlerisch zu begleiten. Damit in der Grundgesetzausstellung nicht nur Beiträge von Künstlerinnen und Künstlern, sondern auch von der Bevölkerung ausgestellt werden können, zeichnete, faltete und stickte sie mit den Teilnehmenden an kleinen Objekten. Ihre Erfahrungen mit dem Grundgesetzprojekt fasst sie so zusammen:
Für das Kunstprojekt im Bundestag habe ich nach etwas gesucht, an dem alle Bürgerinnen und Bürger gestaltend teilnehmen können. Seit vielen Jahren befasse ich mich immer wieder mit verschiedenen handwerklichen Techniken, u.a. auch mit Papierfaltungen. Herausforderung ist dabei, aus einer bekannten Methode etwas Individuelles zu schaffen. Hier kamen die Kraniche ins Spiel, die ein Symbol für Frieden und Glück sind. Durch die einzigartigen Papierobjekte, die während der Workshops geschaffen wurden, entstand eine Schnittmenge zu meiner eigenen Kunst, in der ich mich auch immer wieder mit Bildern und Vorbildern beschäftige, die man zu kennen glaubt und die dann doch ganz anders sind. (B.W.)
Für die Ausstellung installierte sie alle 1572 Kraniche, die im Laufe der Workshops oder in den Heimatorten der Teilnehmenden an Schulen, in Vereinen und in vielen Wohnzimmern entstanden sind. Wir danken allen Teilnehmenden! Sie kamen mehrheitlich aus Berlin, aber auch aus Mannheim, Walldorf, Rauenberg, Köln, Notre Dame des Victoires in Voiron, Nepal, Brüssel, Minden, Innsbruck, Landsberg, München, Karlsruhe, Hankensbüttel und Netzschkau.