30.03.2023 | Parlament

Ansprache zur Begrüßung von I.I.M.M. König Charles III. und Königin-Gemahlin Camilla von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas vor dem Plenum

[Stenografischer Dienst]

Präsidentin des Deutschen Bundestages, Bärbel Bas:

Majestäten,

sehr geehrter Herr Bundespräsident,

sehr geehrte Frau Büdenbender,

Exzellenzen,

sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

sehr geehrter Herr Bundesratspräsident,

sehr geehrter Herr Präsident des Bundesverfassungsgerichts,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe Gäste!

Eure Majestät, es ist uns eine große Ehre, Sie im Deutschen Bundestag zu begrüßen.

(Beifall)

Im Namen des gesamten Hauses heiße ich Sie, die Königin-Gemahlin und Ihre hochrangige Delegation sehr herzlich willkommen.

(Beifall)

Auf der Tribüne begrüße ich außerdem zwei frühere Bundespräsidenten. Herr Gauck und Herr Wulff, seien auch Sie herzlich willkommen.

Ebenso begrüße ich vier ehemalige Parlamentspräsidentinnen und ‑präsidenten. Liebe Frau Süssmuth, liebe Frau Bergmann-Pohl, lieber Herr Thierse und lieber Herr Lammert, seien auch Sie herzlich willkommen.

(Beifall)

Die Anwesenheit so vieler hochrangiger Gäste unterstreicht die Bedeutung der deutsch-britischen Beziehungen.

Eure Majestät, zum Volkstrauertag 2020 sprachen Sie hier vor einem ausgewählten Publikum - als Prince of Wales. Heute sprechen Sie vor dem Deutschen Bundestag - als König. Und als Repräsentant einer der ältesten Demokratien der Welt.

Zeitgleich präsentieren wir im Bundestag eine besondere Ausstellung zur Verfassungsurkunde der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Ein Schlüsseldokument der deutschen Demokratiegeschichte.

Diese Ausstellung erzählt auch von einem Stück deutsch-britischer Geschichte. Nach der gewaltsamen Auflösung der Nationalversammlung wurde die Verfassungsurkunde von einem mutigen Abgeordneten nach Manchester in Sicherheit gebracht. Und so für die Nachwelt gesichert. Dies ist nur eine kleine Episode aus der langen gemeinsamen Vergangenheit unserer Länder.

Im 20. Jahrhundert war die deutsch-britische Geschichte eine Geschichte der Extreme.

Großbritannien hat einen unverzichtbaren und großen Beitrag zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus geleistet.

(Beifall)

Dafür sind wir alle zutiefst dankbar.

Unvergessen bleibt auch: Großbritannien war ein Zufluchtsort vieler Verfolgter. In den Wochen und Monaten nach dem Novemberpogrom 1938 nahmen die Briten Tausende jüdische Kinder auf. Sie waren oft die Einzigen in ihren Familien, die überlebten. Majestät, auf Ihre Initiative hin erinnert am Bahnhof Liverpool Street ein Denkmal an diesen Akt der Menschlichkeit. Bei meinem Großbritannien-Besuch vor wenigen Wochen habe ich einige der Geretteten getroffen, und ich kann sagen: Das hat mich tief bewegt.

Auf der Tribüne begrüße ich Lisa Bechner. Sie leitet einen Verein, der sich für die Erinnerung an die Kindertransporte einsetzt. - Frau Bechner, herzlich willkommen.

(Beifall)

Nach dem Krieg unterstützte Großbritannien die Aufnahme der Bundesrepublik in die westliche Gemeinschaft und förderte die Demokratie.

Der erste ausländische Gast, der im Bundestag sprach, war der Leiter einer Delegation des Unterhauses. In seiner Rede riet Arthur Woodburn seinen deutschen Kolleginnen und Kollegen, dass eine erfolgreiche Demokratie vor allem eines brauche: Humor.

Großbritannien wurde uns Deutschen zum Freund und unterstützte die Wiedervereinigung. Auch das vergessen wir nie.

(Beifall)

Dieses Parlamentsgebäude symbolisiert unsere Freundschaft in besonderer Weise. Es war ein britischer Architekt, der das Reichstagsgebäude umbaute. Norman Fosters Kuppel ist das Wahrzeichen des Deutschen Bundestages. Lord Foster bezeichnet sie einmal als einen „Leuchtturn“, der - ich zitiere - „Signale aussendet vom Prozess der Demokratie“.

Majestät, viele Deutsche bewundern die britische Kultur und Lebensart.

Mit großem Respekt erinnern sie sich auch an Ihre Mutter. Zeit ihres Lebens hat sich Königin Elisabeth II. für die Aussöhnung unserer Länder eingesetzt. Im Jahr 2000 war sie, gemeinsam mit Ihrem Vater, Prinz Philip, auch hier im Deutschen Bundestag und hat die Kuppel besucht.

Großbritannien und Deutschland sind - und bleiben - enge Verbündete und vertrauensvolle Partner. Auch nach der Entscheidung Großbritanniens, die Europäische Union zu verlassen. Die Menschen in unseren Ländern sind verbunden durch Reisen und Handel, kulturellen und intellektuellen Austausch, oft auch durch wechselseitige Faszination. Unsere Parlamente pflegen enge Kontakte. Unsere Regierungen arbeiten eng zusammen - in vielen Organisationen und Formaten.

Großbritannien und Deutschland treten gemeinsam für eine regelbasierte Ordnung ein. Wir stehen solidarisch an der Seite der Ukraine in ihrem Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung.

Wir teilen gemeinsame Werte. Und das Interesse, die Herausforderungen unserer Zeit entschlossen anzugehen.

Nirgendwo ist das so dringlich wie bei der existenziellen Aufgabe, für die auch Sie, Sir, sich schon seit Langem einsetzen: den Kampf gegen den Klimawandel und für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

(Beifall)

Unsere gemeinsame Verantwortung für die Zukunft betonten Sie auch vor drei Jahren, in Ihrer Rede beim Volkstrauertag 2020. Sie sagten: „Zusammen sind wir eine unverzichtbare Kraft für das Gute in unserer Welt.“

Heute brauchen wir diese Kraft mehr denn je.

Eure Majestät, Sie haben das Wort.

(Beifall)