Aktuelle Stunde

Fraktionen debattieren zu Dürren in Deutschland

Im Verlauf einer von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragten Aktuellen Stunde mit dem Titel „Dürre in Deutschland – Bedrohung für Mensch, Wirtschaft und Natur nicht aussitzen, Klimaschutz konsequent umsetzen“ am Freitag, 23. Mai 2025, hat Dr. Julia Verlinden (Bündnis 90/Die Grünen) Kritik an Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) geübt, die laut Verlinden den Klimaschutz und die Energiewende herunterpriorisieren wolle. 

Klaus Mack (CDU/CSU) warf wiederum den Grünen vor, während ihrer Regierungszeit dafür gesorgt zu haben, dass viele Menschen das Vertrauen und die Freude am Klimaschutz verloren haben. Aus Sicht von Dr. Ingo Hahn (AfD) versuchen die Grünen den Menschen eine Dürre einzureden, obwohl die vergangenen zwei Jahre überdurchschnittlich regenreich gewesen seien. Eine wirksame Politik gegen die Erderhitzung, die alle Menschen bedrohe, forderte Marcel Bauer (Die Linke). Isabel Mackensen-Geis (SPD) verwies auf den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, der ganz deutlich zeige, dass sich Deutschland in einer Dürrephase befinde. Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) kündigte eine aktive und ambitionierte Klimaschutzpolitik der Bundesregierung an. 

Grüne: Frühling so trocken wie noch nie

„Dieser Frühling ist so trocken wie noch nie, seit es Wetteraufzeichnungen gibt“, sagte Julia Verlinden zu Beginn der Aktuellen Stunde. Das sorge für höchste Waldbrandwarnstufen, erhebliche Ernteausfälle und geringe Pegelstände in den Flüssen. Bundeswirtschaftsministerin Reiche wäre nach Ansicht Verlindens gut beraten, ihren Fokus auf die Bewältigung dieser Krise für Wirtschaft, Natur und Menschen zu legen. 

Stattdessen plane die Ministerin jedoch teure Subventionen für überdimensionierte neue fossile Gaskraftwerke und schaffe Verunsicherungen bei Verbrauchern und der Branche, indem sie erst einen „nicht vorhandenen Wärmepumpenzwang“ erfinde und dann erkläre, diesen abschaffen zu wollen. 

Union: Grüne haben den Karren an die Wand gefahren

Den Verunsicherungsvorwurf drehte Klaus Mack um. Der ehemalige Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) sei es gewesen, der monatelang mit seinem Heizungsgesetz die Menschen verunsichert habe. „Die Grünen haben den Karren an die Wand gefahren und spielen heute den Fahrlehrer“, sagte der Unionsabgeordnete. Die schwarz-rote Koalition sehe Klimaschutz nicht als ideologische Spielwiese, „sondern als Menschheitsaufgabe“. 

Dürre, Wasserknappheit und Waldbrände seien real, so Mack. „Der Klimawandel ist bei uns angekommen.“ Die Koalition setze sich nun aber nicht hin und warte auf Regen. „Wir handeln - und zwar mit Verstand und Augenmaß“ betonte er. Die Klimaschutzziele müssten erreicht werden. „Aber nicht mit der ideologischen Brechstange, sondern mit einem klaren Konzept.“

AfD: Es gibt aktuell keine Dürre

Ingo Hahn warf den Grünen vor, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Dürre in Deutschland werde mit Klimaschutz verquickt. Dabei sei Dürre eine über Wochen hinweg anhaltenden Trockenheit, Klima hingegen das statistische Mittel über mindestens 30 Jahre. Aus Sicht von Hahn gibt es aktuell gar keine Dürre. Auch heute habe es geregnet, die Landschaft stehe in sattem Grün und die Spree ziehe mit völlig normalem Pegelstand dahin. 

„Sie wollen uns eine Dürre einreden“, sagte der AfD-Abgeordnete. Ziel der Grünen sei es, die Nation in den Panikmodus zu versetzen. Es sei ein Geschäftsmodell statt einer wirklichen Gefahr, mit dem die Gesellschaft transformiert und die Menschen abkassiert werden sollen. Anfang 2026, so Hahn, komme der nächste Schritt der CO2-Abgabe, was zu höheren Spritpreisen führe. Das damit das Klima in der Welt oder auch nur in Deutschland verändert werde, „glauben Sie wohl selber nicht“, sagte er an die Grünen gewandt. 

Linke übt Systemkritik

Dürre, Hitze und Wassermangel 2003, 2015, 2018, 2022 und in diesem Jahr seien nicht einfach Pech, sagte Marcel Bauer. „Das ist die Erderhitzung.“ Sie sei kein Zufall, sondern das Ergebnis eines Systems der Ausbeutung von Mensch und Natur. Sie sei das Ergebnis einer Wirtschaft, die auf Konkurrenz beruhe und diejenigen belohne, „die schneller wachsen als der Rest“, sagte der Linken-Abgeordnete. 

Für die Landwirtschaft bedeute das: Wer viel Fläche hat, hat größere Gewinnspannen, wer Kapital hat, übersteht die nächste Krise. Folge davon sei, dass die kleinen Höfe sterben, während die großen immer größer werden. 

SPD: Klimawandel in Echtzeit

Die aktuelle Dürre ist auch aus Sicht von Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) keine Ausnahme, sondern die Regel. „Und die müssen wir brechen“, fügte er hinzu. „Unsere Lebensgrundlagen sind unsere Sicherheit“, sagte der Minister. Alles, was diese Lebensgrundlagen gefährdet, gefährde auch die Sicherheit in Deutschland. Wenn in Deutschland das vierte Dürrejahr seit 2018 drohe, lasse sich das nicht mehr als statistische Ausnahme abtun. „Wir erleben hier die Folgen des weltweiten Klimawandels“, sagte der Minister. 

Ähnlich sah das Isabel Mackensen-Geis, die von „Klimawandel in Echtzeit“ sprach. Die Auswirkungen des Klimawandels hätten schon heute drastische Folgen für die Gesellschaft. Die neue Realität sei: „Entweder haben wir kein Wasser und die Folge ist eine Dürrephase. Oder wir haben zu viel Wasser und es kommt zu Starkregen und Überflutungen“, sagte die SPD-Abgeordnete. Dieses Muster gebe es weltweit. Daher sei klar: „Wir müssen jetzt engagiert und entschlossen Klimaschutz betreiben.“ (hau/23.05.2025)